Schäden im Kniegelenk entstehen durch Fehlbelastungen des Kniegelenks. Solche – nicht unerheblichen – Belastungen treten auch  infolge einer starken O- oder X-Beinstellung. Diese führt dazu, dass die Gelenkflächen des Knies ungleichmäßig beansprucht werden. Eine Umstellungsosteotomie des Knies kann eine solche Fehlstellung in der Beinachse beseitigen und so Folgeschäden wie Arthrose vermeiden helfen. Auch bei einer bereits bestehenden Arthrose kann eine solche Korrekturoperation Besserung bringen.

Definitionen

• Umstellungsosteotomie:
  Bei einer Umstellungsosteotomie wird die Extremitäten- oder Gelenkachse durch einen operativen Eingriff am Knochen korrigiert.
• X-Beinfehlstellung:
  Die X-Beinfehlstellung beschreibt in der Medizin eine nach innen verbogene Fehlstellung der Beinachse und wird medizinisch als „Valgus Fehlstellung“ bezeichnet.
• O-Beinfehlstellung:
  Die O-Beinfehlstellung beschreibt in der Medizin eine nach außen verbogene Fehlstellung der Beinachse und wird umgangssprachlich als „Varus-Fehlstellung“ bezeichnet.

Vorgehensweise
Bei der Umstellungsosteotomie wird die Beinachse im Bereich des Schienbeinkopfes korrigiert. Hierfür wird der Knochen durchtrennt und je nach Fehlstellung entweder ein Knochenkeil eingesetzt oder entfernt. Die Gelenkknochen im Knie können so nicht mehr unphysiologisch („unnatürlich“) aufeinander reiben.

Vor der Beinachsenkorrektur kann während der gleichen Anästhesie eine Kniespiegelung durchgeführt werden. Der Eingriff wird in Allgemeinnarkose oder Leitungsanästhesie durchgeführt.

Der Erfolg
Eine Korrekturosteotomie des Knies kann Studien zufolge in einigen Fällen den Einsatz einer Knieprothese zum und so die uneingeschränkte Mobilität der Patienten für eine lange Zeit sicherstellen. Die Zeitangaben zur Aufschiebung werden in der Literatur nicht einheitlich gehandhabt, da die Ausgangssituation des Patienten von großer Bedeutung ist. Sie variieren zwischen 10 und 20 Jahren.

Wer profitiert?
Von einer Umstellungsosteotomie des Knies profitieren hauptsächlich jüngere, sportlich aktive Patienten, die unter eine Knieinstabilität oder deutlichen O-Beinen leiden. Die uneingeschränkte Mobilität der Patienten kann für eine lange Zeit sichergestellt werden. Insbesondere bei einseitigen Arthrosen des Knies bietet eine Achsenkorrektur oftmals eine Alternative zum Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks.

Eine Umstellungsoperation kann aber einen bereits vorliegenden Gelenkverschleiß nicht rückgängig machen und bringt keinen Erfolg bei zu weit fortgeschrittener Arthrose. Die Operation ist recht anspruchsvoll und wird in Deutschland nur von rund zehn Prozent der Operateure durchgeführt. Die Nachbehandlungsdauer ist bei dieser Operationsmethode relativ lang, deshalb empfiehlt sich vor allem bei älteren, weniger aktiven Patienten eher der Einsatz einer Knieprothese. Gegenüber dieser ist die Komplikationsrate (Nekrose, Infekt, Pseudoarthrose, Kompartment) der Knie Umstellungsoperation höher. Laut Statistiken fallen auch die Langzeitergebnisse gegenüber Uni-Knie-Implantaten weniger gut aus.

Quellen und Lesetipps
Im Internet existieren zahlreichen Artikel zum Thema Umstellungsosteotomie. Meistens handelt es sich dabei um Patienteninformationen, die auch dem Zweck dienen, für die Klinik zu werben. Wissenschaftlich Artikel in deutscher Sprache sind eher selten. Empfehlenswert ist die Suche nach Videos.

Eine Auswahl

• Therapievergleich: Gelenksanierung versus Prothese
  www.schoen-kliniken.de (Patienteninformation)
• Beinachsenkorrektur (Umstellungsosteotomien am Knie)
  www.wirz-ortho.ch (Patienteninformation)
• Umstellungsosteotomie Knie – Beschreibung, Vorteile & Nachteile
  www.med-library.com
• Umstellungsosteotomie
  www.orthinform.de
• Umstellungs-OP kann vor Knieprothese retten
  www.ndr.de (mit Videos)
• Taschenbuch
  Arthrosemanagement Knie: Umstellungsosteotomie - Endoprothetik - Revision
  L. Rabenseifner (Herausgeber)
  Verlag: Steinkopff
  Auflage: Softcover reprint of the original 1st ed. 2000 (29. Oktober 2012)
  ISBN-10: 3642633358
  ISBN-13: 978-3642633355

Bild: Umstellungs-OP kann vor Knieprothese retten (www.ndr.de)
 

Korrektur der Beinachse bei Varus-Fehlstellung (O-Bein)