16.02.15

Bei Gonarthrose-Patienten (Patienten mit Kniegelenksarthrose) könne sehr viel öfter ein Teilgelenkersatz vorgenommen werden, als dies bisher im Allgemeinen praktiziert werde, sagt der Stuttgarter Orthopäde Prof. Dr. Peter Aldinger. Eine Alternative zur vollständigen Knieprothese ist die monokondyläre Schlittenprothese.

Anmerkung: Prothesen, die nur einen Teil des Gelenks überziehen, nennt man unikondyläre oder monokondyläre Prothesen.

Um dieses Prinzip zu realisieren, muss zunächst die Indikation für die Verwendung monokondylärer Prothesen neu gestellt undüberdacht werden. Bisher war die Grenze der noch möglichen Verwendbarkeit monokondylärer Prothesen beinahe ausschließlich durch die Achsabweichung des Gelenks, gemessen in Graden (Gradzahl) festgelegt. Jetzt gilt es, zunehmend auch die Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt stellen.

Neben den üblichen Vorteilen einer „halben Prothese“ wie ein kleinerer Schnitt (minimalinvasiv),  eine schnellere Heilung und Beweglichkeit und bessere Möglichkeiten zum Wechsel der Prothese, muss nun auch der Zufriedenheit der Patienten Rechnung getragen werden.

Insgesamt ist die Zufriedenheit der Patienten mit Schlittenprothesen deutlich höher als bei Patienten mit Oberflächenersatz oder Vollendoprothesen. Das hat viele Gründe. Neben der verkürzten Rehabilitationszeit, der verringerten Komplikationsrate und der besseren Beweglichkeit im Vergleich zu einigen anderen Prothesetypen spielen hier vor allem bei Frauen auch kosmetische Gründe eine nicht unbedeutende Rolle. So bleibt etwa die äußere Form des Knies gewahrt. Professor Dr. Aldinger ist überzeugt, dass der Anteil zufriedener Patienten mit vermehrter Nutzung des Teilgelenksersatzes noch weiter erhöht werden kann.

Für die vermehrte Nutzung des Teilgelenksersatzes spricht nach Meinung von Dr. Alois Franz aus Siegen außerdem, dass das Durchschnittsalter der Patienten, die zur Endoprothesenversorgung kommen, in den vergangenen Jahrzehnten um fast zehn Jahre gesunken ist. Bei diesen Patienten müsse die normale Kinematik (Beweglichkeit) wiederhergestellt und die Propriozeption (Wahrnehmung von Körperbewegung) sowie Knochensubstanz müsse weitgehend erhalten werden. „Es ist unlogisch und widerspricht grundlegenden orthopädischen Prinzipien, eine Struktur komplett zu ersetzen, wenn nur ein Teil dieser Struktur geschädigt ist“, zitierte Franz den „Vater des Teilgelenkersatzes“ Dr. Leonhard Marmor.

Ob und wann eine monokondyläre Prothese zum Einsatz kommt ist von vielen Faktoren abhängig, die im Vorfeld diagnostisch abgeklärt werden müssen. Diese Faktoren haben den Charakter von Empfehlungen und sind in der orthopädischen Fachliteratur gelistet.

Zu erwähnen ist, dass mobile, monokondyläre Schlittendesigns eine größere Erfahrung des Operateurs bei der Positionierung erfordern, vor allem um Dislokationen (Verschiebungen) des mobilen Anteils zu vermeiden. Insgesamt halten die Schlittenprothesen bei über 90% der Patienten mindestens zehn Jahre.

Quelle:
springermedizin.de basierend auf: 61. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU), 1.-4. Mai 2013 in Baden-Baden