10.11.13

Insbesondere Endoprothesen mit sogenannten Metall-auf-Metall-Gleitpaarungen, im Fachjargon MoM-Implantate, standen unter dem Generalverdacht, Krebs erzeugen zu können. Als ursächlich für den Krebs wurden Metallionen angesehen, die beim Abrieb freigesetzt werden. Abrieb nennt man den Materialverlust an der Oberfläche von Materialien, der durch mechanische Beanspruchung, beispielsweise Reibung, verursacht wird. Das Ergebnis des Abriebs sind feiner Staub oder sehr kleine Partikel. Fortgeschrittener Abrieb äußert sich als Verschleiß. Er tritt sowohl bei gesunden Gelenken (Knorpel reibt auf Knorpel) als auch bei künstlichen Gelenken auf.

Der bei der Verwendung von MoM Implantaten entstehende Abrieb galt vielen Medizinern und Patienten als krebsverdächtig. Forscher aus Bristol (GB) gaben nun Entwarnung. In einer breit angelegten Studie untersuchten sie Patienten mit Hüftprothesen. Verglichen wurden Träger von Metall-Metall-Prothesen (Schaftimplantate und Kappenprothesen) mit der Allgemeinbevölkerung und Träger von Hüftprothesen aus anderen Materialien ebenfalls mit der Allgemeinbevölkerung.

Die Studie mit knapp 300.000 Implantatträgern erstreckte sich über sieben Jahre. Ein Jahr nach der Operation war die Krebs bei den operierten Teilnehmern etwas seltener aufgetreten als in der altersgleichen Allgemeinbevölkerung (1,25 zu 1,65 Prozent).

Innerhalb von fünf Jahren betrug die Rate neu diagnostizierter Krebsfälle:

 

  • für MoM-Schaftprothesen 5,65 Prozent
  • für den Metall-auf-Metall-Oberflächenersatz 3,34  Prozent
  • für andere Materialien 8,17 Prozent

 

Die Befürchtung, dass die aus Hüftimplantaten abgeriebenen Schwermetallpartikel - meist Kobalt und Chrom - das Erbgut schädigen und somit das Krebsrisiko erhöhen, konnte durch die Studie vorerst widerlegt werden.

Quellen:

Ausführliche Beiträge mit umfangreichem Zahlenmaterial zu diesem Thema finden Sie unter:

 

 

Die Originalpublikation erschien unter:

 

  • Risk of cancer in first seven years after metal-on-metal hip replacement compared with other bearings and general population: linkage study between the National Joint Registry of England and Wales and hospital episode statistics
    BMJ 2012; 344 doi: 10.1136/bmj.e2383 (Published 3 April 2012)
    BMJ 2012;344:e2383