04.02.13

Allgemeine Anamnese

Bei Angabe von Hüftbeschwerden werden in der allgemeinen Anamnese folgende Daten erhoben:

  • die persönlichen Daten des Patienten
  • die Sozial-, Berufs- und Familienanamnese
  • Stoffwechselstörungen
  • vorangegangene Hüftgelenkserkrankungen
  • andere Gelenkerkrankungen
  • frühere Verletzungen
  • frühere Krankenhausaufenthalte und Operationen
  • Nikotin- und Alkoholabusus
  • körperliche Belastung (sportlich, beruflich)
  • Medikamentenanamnese

Erläuterungen
Im Rahmen der Erfassung der persönlichen Daten werden der Name des Patienten zur Identifikation sowie zur Geschlechtsidentifizierung, das Alter sowie Größe und Gewicht zur Einschätzung vorhandener begünstigender Faktoren für das Entstehen einer Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) erfasst.

Die Erfassung der Sozial- und Familienanamnese dient der Einschätzung des individuellen Leidensdruckes und der Abschätzung des vom Patienten zu erwartenden  kooperativen Verhaltens im Rahmen der Therapie. Die Familienanamnese ergibt Hinweise auf das eventuelle Vorliegen einer familiär gehäuft auftretenden Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose)  und/oder einer familiär gehäuft auftretenden Hüftdysplasie als Risikofaktoren für das Entstehen einer Koxarthrose.

Stoffwechselstörungen, insbesondere Hyperurikämie (Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut) und Diabetes mellitus als Prädispositionsfaktoren für eine Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) sollen erfragt werden.

Vorangegangene Hüftgelenkserkrankungen stellen Prädispositionsfaktoren für eine Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) dar, dabei sind insbesondere die Hüftdysplasie, die Perthes'sche Erkrankung sowie die Epiphysiolysis capitis femoris zu nennen.

Andere Gelenkerkrankungen schließen neben einer generalisierten Osteoarthrose Systemerkrankungen ein, bei denen es gehäuft zum Auftreten einer Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) kommt, dabei sind insbesondere die Rheumatoid-Arthritis, Spondylarthritiden und die Psoriasisarthritis zu nennen.

Frühere Verletzungen mit Auswirkungen auf das Hüftgelenk müssen bei Hüftbeschwerden erfragt werden, da hieraus eine posttraumatische Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) resultieren kann.

Vorausgegangene Krankenhausaufenthalte sind wegen möglicher früherer Hüfterkrankungen und gegebenenfalls erfolgter diesbezüglicher Therapie von Interesse.

Nikotin- und Alkoholabusus sind zu erfragen, da bei diesen Suchterkrankungen das Risiko des Auftretens einer Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) als auch einer Hüftkopfnekrose erhöht ist.

Des Weiteren sollte die körperliche Berufsbelastung eruiert werden, da das regelmäßige berufsbedingte Anheben von Lasten ≥ 25 kg ein erhöhtes Risiko zur Entstehung einer Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) beinhaltet.

Stets sollte beim Hüftschmerz eine Medikamentenanamnese erhoben werden, nicht zuletzt, um Interaktionen mit neu zu verordnenden Medikamenten auszuschließen.

Spezielle Anamnese
Bei Angabe von Hüftbeschwerden werden in der speziellen Anamnese ffolgende Symptome und Beschwerden erfragt:

  • Charakter der Schmerzen in der Hüfte
  • Morgensteifigkeit in der Hüfte (länger als 30 min. und kürzer als 60 min. andauernd)?
  • Innenrotation schmerzhaft?
  • Bewegungseinschränkung?
  • maximale Gehstrecke?
  • Schmerzhaftigkeit anderer Gelenke?
  • vorausgegangene Behandlung des betroffenen Gelenkes?

Erläuterungen
Bei der Angabe von Hüftbeschwerden werden die Schmerzlokalisation in der Leiste und mögliche Ausstrahlungen in Richtung Oberschenkel bis Knie erfragt, dabei müssen Anlaufschmerzen von regelmäßig auftretenden belastungsabhängigen Hüftbeschwerden (isoliert oder in Kombination mit Nachtschmerzen) unterschieden werden.

Des Weiteren ist eine Morgensteifigkeit der Hüfte zu erfragen, da diese für das Vorliegen einer Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) spricht, wenn sie 

  • länger als 30 min. und weniger als 60 min. andauert
  • in Kombination mit einer schmerzhaften Innenrotation (Drehbewegung der Hüfte nach innen) auftritt
  • einen Patienten betrifft, der älter als 50 Jahre ist.

Weiterhin ist eine vorliegende Einschränkung in der Beweglichkeit des Hüftgelenkes im Alltag zu erfragen.

Die Erfragung der Einschränkung der maximalen Gehstrecke dient der Einschätzung des Ausmaßes der noch vorhandenen Leistungsfähigkeit bzw. der individuellen Beeinträchtigung.

Eine Schmerzhaftigkeit anderer Gelenke ist zu erfragen, um das Vorliegen einer generalisierten Osteoarthrose bzw. das Vorliegen einer Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) bei einer generalisierten, die Gelenke betreffenden Systemerkrankung zu evaluieren und im Rahmen des individuellen Gesamtbildes zu bewerten.

Eine vorausgegangene Behandlung des betroffenen Gelenkes, z. B. in Form von medikamentöser Behandlung, Physiotherapie, physikalischer Therapie oder Operationen, sollte erfragt werden, um den Grad, die Genese und das therapeutische Ansprechen bei einer vorliegenden Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose) einschätzen zu können.

Quellen

  • Die Empfehlungen entsprechen den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und des Berufsverbandes der Ärzte für Orthopädie (BVO).

Erklärungen zu Fremdwörtern oder kurze Definitionen erwähnter Erkrankungen entnehmen sie bitte unserem Orthoindex.