09.02.15

Eine der Hauptursachen für Rückenschmerzen sind Muskelverspannungen. Verspannte oder verhärtete Muskeln können an den die Wirbelsegmente verlassenden Nerven Schmerzen auslösen. Die Ursache für die Rückenschmerzempfindung sind demnach Nervenreize, ausgelöst durch Muskelverspannungen oder Fehlstellungen des Skeletts. Durch die reflektorisch eingenommene Schonhaltung kommt es zu weiteren Verspannungen und somit zu einem Teufelskreis aus Schmerzen und Verspannungen.

Ein besonderer Fall tritt ein, wenn die Verspannungen der Muskulatur entweder Ursache oder Folge von sogenannten Gelenkblockaden sind.

Gelenkblockaden
Gelenke sind bewegliche Verbindungen von verschiedenen Teilen des Skeletts, die als Bewegungssegmente zusammengefasst werden.

Gelenkblockaden oder Gelenkblockierungen sind reversible Funktionsstörungen eines Bewegungssegmentes. Das gestörte Segment kann über reflektorische Vorgänge zu einer Beeinträchtigung der zugehörigen Muskeln, Faszien, des Bandapparats und des Gelenks selbst führen. Als Folge findet sich ein Verlust an Beweglichkeit (Mobilität) und Begleitreaktionen wie z. B. Muskelschmerzen, Gewebeschmerzen, Hautschmerzen oder auch Organstörungen.

Prinzipiell kann jedes Gelenk des Körpers eine Blockierung erleiden. Besonders häufig und für die Entstehung von Rückenschmerz bedeutsam sind jedoch die Blockaden der Wirbelgelenke.

  • Wirbelgelenkblockaden

Jeder Wirbel hat an der Ober- und Unterseite zwei Gelenkfortsätze, über die er mit den anderen Wirbeln verbunden ist. Diese Wirbelgelenke werden Facettengelenke genannt. Bei Überlastung kann sich die Muskulatur verspannen, und die Beweglichkeit des Gelenks verringern.

Diese Bewegungseinschränkung entspricht einer Blockade oder Blockierung. Die sich einstellende Symptomatik ist unter dem Namen Facettensyndrom geläufig. Man sollte jedoch kritisch einräumen, dass das Konzept der Blockierung ist unter Medizinern nicht allgemein anerkannt wird.

  • Ursachen für Wirbelgelenkblockaden

Blockaden der Wirbelgelenke können durch Verschleiß der Wirbelsäule oder durch akute Überlastung des Gelenks zustande kommen. Sowohl der Verschleiß als auch die Überbelastungen können nicht nur die die Folge von Alter und körperlicher Arbeit sondern auch von Muskelverspannungen sein, die zu lang anhaltenden, teils jahrelangen Fehlstellungen der Wirbelsäule geführt haben. Unter dem Einfluss von Verschleiß, Überbelastung oder dem Zug verspannter Muskeln können sich die Wirbelsäulensegmente gegeneinander verschieben. Obwohl die Verschiebung minimal ist, können dadurch die Nerven in den Gelenkkapseln der Facettengelenke dauerhaft gereizt werden.

Als Reaktion auf die Nervenreizung verspannen sich die Muskeln, welche die Wirbelsäule halten. Diese reflexhafte Muskelverspannung ist schmerzhaft. Der Patient nimmt reflexartig eine "nicht anatomisch korrekte" Schonhaltung ein, welche die Schmerzen auch kurzfristig lindern soll. Das hat zwei unangenehme Konsequenzen.

Waren Muskelverspannungen bereits die Ursache für die Gelenkfehlstellung, nehmen diese Verspannungen nun zu. Der Teufelskreis aus Schmerz und Verspannung schließt sich erneut. Gleichzeitig führen die jetzt auftretenden Verspannungen der kleinen Muskeln zu einer weiteren Einschränkung der Beweglichkeit der Facettengelenke: Die Blockade und die Funktionseinschränkungen nehmen zu. Ein neuer Teufelskreis aus Schmerz und Verspannung nimmt seinen Anfang.

  • Symptome von Wirbelgelenkblockaden

Folgende Symptome können auf eine Gelenkblockade der Wirbelsäule hindeuten:

  • Rückenschmerzen
  • Nacken- und Kopfschmerzen
  • Lendenschmerzen
  • Schmerzen im Brustbereich
  • Schulterbeschwerden
  • Tinnitus (chronische Ohrgeräusche)
  • Störungen der Atemfunktion
  • Schwindelgefühle
  • Sehstörungen
  • Misßempfindungen in den Armen
  • etc.

Typisch insbesondere für die Rückenschmerzen sind:

  • häufig stechender Schmerz nach Überbelastung
  • langsamer Übergang des akuten Schmerzes in einen dumpfen, tiefsitzenden, schlecht zu beschreibenden Schmerz
  • Zunahme des Schmerzes bei Belastung
  • Zunahme des Schmerzes im Tagesverlauf
  • Besserung des Schmerzes im Liegen
  • Nicht selten Ausstrahlung der Schmerzen in den Gesäßbereich, die Leiste und die Beine
  • Diagnose von Wirbelgelenkblockaden

Zur Diagnose einer Wirbelgelenkblockade erkundigt sich der Arzt, Chiropraktiker oder Physiotherapeut nach der Krankengeschichte (Anamnese). Anschließend überprüft er die Beweglichkeit in den einzelnen Wirbelabschnitten. Eine Fehlfunktion der Gelenke zeigt sich in verschiedenen Untersuchungen. Daneben kommen auch bildgebende Verfahren wie die Röntgendiagnostik zum Einsatz.

  • Therapie von Wirbelgelenkblockaden

Gelenkblockaden lassen sich durch gezielte Grifftechniken (Chirotherapie) oder Bewegung lösen (Dehnungs- und Bewegungsübungen). Daneben werden begleitend andere, konservative Therapien wie z.B. die Schmerzmedikation eingesetzt.

Eine Behandlung mit Grifftechniken sollte ausschließlich von einem entsprechend ausgebildeten Arzt durchgeführt werden. Zwar ist der Kraftimpuls, den der Therapeut auf das Gelenk ausübt, nur gering, dennoch kann es bei Anwendung falscher Griffe zu schweren Schäden an der Wirbelsäule bis hin zu Lähmungserscheinungen kommen! Vor solchen Maßnahmen sind daher eingehende Untersuchungen erforderlich, bei der vorbestehende Krankheiten der Wirbelsäule wie ein Bandscheibenvorfall, Entzündungen der Wirbelsäule (Spondylitis) oder Osteoporose ausgeschlossen werden müssen!

Nach der Therapie gilt es, künftige Verspannungen der Muskulatur zu vermeiden. Über einen bestimmten Zeitraum ist daher z.B. Krankengymnastik sinnvoll. Für den "Rest des Lebens" sollte die Muskulatur durch Ausdauersport regelmäßig gelockert und trainiert werden. Dazu bieten sich Sportarten wie Joggen, Nordic Walking oder Schwimmen an.

  • Diskussion

Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit von chirotherapeutischen Maßnahmen (Grifftechniken, Einrenken etc.) nicht nachgewiesen. Lediglich für die Behandlung von Bewegungseinschränkungen im Bereich der Wirbelsäule sind sie derzeit anerkannt. Eine Behandlung von Rückenschmerzen mit Chirotherapie wird von einigen gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Häufig wird dabei zur Bedingung gemacht, dass sie von einem Arzt mit der Zusatzbezeichnung Chirotherapeut durchgeführt wird. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, vorab genaue entsprechende Erkundigungen einzunehmen.

Quellen:

  • K. Sommer auf lifeline.de
  • Deutsche Gesellschaft für Chirotherapie und Osteopathie e.V.
  • Deutscher Wellness Verband e.V.
  • Dr. med. K. Larisch auf netdoktor.de (Fachliche Mitarbeit: Dr. J. F. Chenot)