06.04.15

Die Logik ist simpel: Fehlt es dem Körper an Kalzium, greift er auf seine natürlichen Kalziumreserven in den großen Kalziumspeichern des Körpers zurück. Das größte Reservoir an gespeichertem Kalzium befindet sich in der Knochenmatrix. Bei Kalziummangel wird benötigtes Kalzium aus den Knochen gelöst und dem Körper zur Verfügung gestellt. Der Knochen verliert seine Dichte und wird brüchig. Der Patient hat Osteoporose.

Einen einfachen Weg, den Kalziumhaushalt zu verbessern, scheinen entsprechende Nahrungsergänzungsmittel zu bieten, wie sie in Apotheken, Drogerien und Supermärkten angeboten und beworben werden. In einer Studie wurde bereits vor einigen Jahren genau analysiert, wie gut solche Präparate wirken.

Die Betreiber der Studie untersuchten dazu 183 Frauen, die die Wechseljahre, in denen die Osteoporosegefahr steigt, bereits hinter sich hatten und teilten sie nach ihren Ernährungsgewohnheiten in drei Gruppen ein.

  1. eine Tablettengruppe, die mindestens 70 Prozent ihres Tagesbedarfs an Kalzium über Nahrungsergänzungsmittel einnahm
  2. eine Nahrungsgruppe, die 70 Prozent ihres Bedarfs über die Nahrung deckte
  3. eine gemischte Gruppe, die ihren Bedarf relativ gleichmäßig aus beiden Quellen deckte

Mit einem speziellen messverfahren (DxA Messung) prüften die Forscher fortlaufend die Knochendichte der Probandinnen.

Erwartungsgemäß am besten schnitt dabei die gemischte Gruppe ab: Ihre Knochendichte war am höchsten. Mit 1620 Milligramm täglich konsumierten die Frauen dieser Gruppe auch das meiste Kalzium.

Überraschend war jedoch der Vergleich zwischen der Nahrungsgruppe und der Tablettengruppe: Obwohl Frauen, die ihr Kalzium vor allem über Tabletten deckten, pro Tag mehr Kalzium zu sich nahmen (1030 Milligramm) als die Frauen der Nahrungsgruppe (830 Milligramm), war ihre Knochendichte geringer.

Kalzium aus Tabletten wurde nur zu etwa 35 Prozent verwertet. Kalzium aus der Nahrung konnte generell besser verarbeitet werden.

Eine mögliche Erklärung lieferte die Untersuchung des Urins auf Abbauprodukte von Östrogen. Dieses weibliche Sexualhormon hat ebenfalls eine entscheidende Auswirkung auf die Stabilität der Knochen. Die Forscher konnten zeigen, dass die Balance zwischen aktivem und inaktivem Östrogen bei den Frauen aus der Tablettengruppe ungünstiger war, als in den übrigen Gruppen. Vermutet wird, dass Nahrungsergänzungsmittel den Östrogenstoffwechsel stören.

Fazit
Milch und andere stark kalziumhaltige Nahrungsmittel wirken  generell besser als Pillen. Einer aus Tabletteneinnahme und sorgfältigen geplanten Einnahme über natürliche Nahrungsmittel sollte aber wegen der besseren Kalziumverwertung dennoch der Vorzug gegeben werden. Dabei wird auch berücksichtigt, dass viele der natürlichen Kalziumspender wie Vollmilch oder Käse wegen ihres Fettgehaltes auch natürliche Dickmacher sind.

Entsprechende, den Kalziumgehalt von Lebensmitteln angebende Tabellen finden Sie im Internet, beispielsweise bei Lilly-pharma.de.

Wichtig
Nicht nur Kalzium wird für gute Knochen benötigt wird, sondern auch Vitamin D. Vitamin D ist das Transportmittel, das Kalzium in die Knochen bringt. Vitamin-D-Mangel bedeutet Kalziummangel in den Knochen, auch dann, wenn die Kalziumzufuhr gesichert ist.

Dieses beispiel zeigt stellvertretend, dass der alleinige Konsum von Milch oder Milchprodukten keinen ausreichenden Schutz vor Osteoporose bietet. Wichtig bleibt ein ausgewogenes Verhältnis von Kalziumzufuhr aus unterschiedlichen Lebensmitteln, ausreichendem Vitamin D , gesunder und abwechslungsreicher Ernährung und viel Bewegung.  In diesem Komplex ist die Milch "lediglich" ein Baustein unter vielen anderen.

Diese Relativierung der Bewertung von Milch hat dazu geführt, dass In jüngster Zeit unter dem Oberbegriff "Mythos Milch" in allen Medien zahlreiche Artikel oder Beiträge veröffentlicht wurden, die den Wert von Milch grundsätzlich in Frage stellen. Nicht selten werden sie genutzt, gleichzeitig auf den möglichen Erwerb von teuren Nahrungsergänzungsmitteln hinzuweisen. Wir raten daher immer zu einem Blick ins Impressum. 

Quelle:

  • American Journal of Clinical Nutrition