14.01.13
Mehrfachbelastung führt zu Stress
Mehrfachbelastung führt zu Stress

Mehrfachbelastung
Frauen geben häufiger als Männer an, unter akuten Rückenschmerzen zu leiden. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Neben einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit, was den Stütz- und Bewegungsapparat angeht, und der weniger von Verhaltensmustern geprägten Thematisierung von Schmerzen steht neueren Erkenntnissen zufolge auch die Mehrfachbelastung der Frau in unserer modernen Gesellschaft als zentraler Faktor möglicher Ursachen zur Debatte.

Moderne Frauen stehen unter Termindruck. Kindergarten, Büro, wieder Kindergarten, Fahrdienst, Abendessen und Haushalt sind beispielgebende Stationen einer „normalen“, modernen weiblichen Tretmühle. Erschwerend kommt hinzu, dass für jede dieser Etappen ein eigenes Rollenbild existiert, das schnell und flexibel aufzurufen ist. Managerin, Hausfrau, Mutter, liebevolle Partnerin und engagierte Bürgerin sind die gängigsten Rollenanforderungen, die fernab aller Klischees tatsächlich gelebt werden wollen und mitunter sogar gelebt werden müssen.

Auf ein Leben in derartigen Spannungsfeldern reagieren nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Seele und Kreislauf sondern ganz vehement auch die Muskulatur. Der Stütz- und Bewegungsapparat reagiert auf ständige Herausforderungen an der Grenze zwischen positivem und negativem Stress mit Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen. Besonders betroffen ist davon die Muskulatur im Bereich des Nackens, der Schulter und der oberen Brustwirbelsäule.

Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass natürliche Antworten auf Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen wie Bewegung oder sportlicher Ausgleich in solchen Alltagsabläufen natürlich zu kurz kommen, beziehungsweise gar nicht erst realisiert werden können, ohne selbst wieder Termindruck zu kreieren. Ein Teufelskreis, aus dem es ohne drastische Einschnitte in die Lebensgestaltung kein Entkommen gibt.

Akute Rückenschmerzen bei Frauen – andere mögliche Ursachen
Die oben beschriebene Mehrfachbelastung gilt als besonders häufige Ursache für akut auftretende Rückenschmerzen bei Frauen. Darüber sollte aber nicht vergessen werden, dass auch andere, spezielle Umstände existieren, die bei Frauen als Auslöser für Rückenschmerzen eine Rolle spielen können. Wichtig für die Diagnose und die Therapie ist dabei die Unterscheidung von biologischen oder gar krankheitsbedingten Ursachen einerseits und Gründen, die aus einer körperlich belastenden Tätigkeiten herrühren andererseits. Die genaue Differenzierung muss in einem sorgfältig geführten Gespräch zwischen Arzt und Patient stattfinden. Die häufigsten, eher fraulichen Ursachen für Rückenschmerzen als Beispiele:

  • Rückenschmerzen während der Menstruation: Häufig kombiniert mit Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen oder Übelkeit
  • Rückenschmerzen in der Schwangerschaft
  • Rückenschmerzen zu Beginn der Wechseljahre
  • Rückenschmerzen bei Osteoporose (Knochenschwund)
  • Rückenschmerzen als Symptom gynäkologischer Erkrankungen
    (Myome, Endometriose etc.)
  • Rückenschmerzen aus Haltungsschäden durch Schuhe mit hohen Absätzen
  • Rückenschmerzen durch belastende Tätigkeiten wie das Tragen schwerer Einkaufstaschen oder auch Gartenarbeit
  • Etc.

Was ist zu tun?
Akute Rückenschmerzen müssen frühzeitig und gezielt behandelt werden – nicht nur, um schnell wieder einsatzfähig zu sein, sondern auch, um eine Chronifizierung zu vermeiden.

Wenn die Beschwerden auch nach 3-4 Tagen trotz Selbstbehandlung nicht abgeklungen sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine zielgerichtete Therapie einzuleiten. Ein Arztbesuch ist auch bei häufigen oder ungewohnt starken Rückenschmerzen sowie bei ungewöhnlichen Begleitsymptomen wie „Kribbeln“ oder anderen Missempfindungen in den Armen, Schwindel oder hartnäckigen Kopfschmerzen anzuraten.

Die Therapie bei Rückenschmerzen setzt sich zumeist aus mehreren Bausteinen zusammen. Zum Einsatz kommen nicht nur Medikamente sondern auch Krankengymnastik oder Akupunktur. Sind die Rückenschmerzen Symptom einer Grunderkrankung, gilt es diese gezielt zu therapieren.

Mittels einer derart konsequenten Behandlung verschwinden akute Schmerzen in den meisten Fällen binnen weniger Tage – vorausgesetzt, man überdenkt, ob der volle Einsatz an allen Fronten an jedem Tag vollen Einsatz wirklich gerechtfertigt ist.

Quellen:

  • Ochsmann, E. et al.: Geschlechtsspezifische Risikofaktoren akuter Rückenschmerzen. Ansatzpunkte fu?r eine zielgruppenspezifische Pra?vention. In: Der Schmerz 23(4), (2009), S. 377-384 
  • Foto: P. Nickle