21.05.12
Sensomotorische Einlagen
Sensomotorische Einlagen

Was sind sensomotorische Einlagen?
Sensomotorische Einlagen sind auch als propriozeptive Einlagen bekannt. Um ihre Wirkungsweise zu erläutern, muss man zunächst der Frage nachgehen, was Sensomotorik oder Propriozeption bedeutet.

Die Propriozeption oder Sensomotorik umfasst die Eigenwahrnehmung des Körpers, insbesondere die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum bzw. der Haltung oder Stellung einzelner Körperteile zueinander. Propriozeption oder Sensomotorik sind demnach die Grundlage für die Eigenempfindung, die eine Orientierung im Raum zulässt.

Beispiel: Normalerweise wissen Sie nach dem Aufwachen sofort, ob Sie auf dem Rücken oder Seite liegen und ob ein Arm oder Bein angewinkelt ist oder nicht. Sie „spüren“ das. Genauso wenig müssen sie lange nachdenken, wo genau sich Ihr Nacken befindet, wenn sich eine Fliege darauf niederlässt, die Sie verscheuchen möchten. Alle Informationen über die aktuelle Wahrnehmung von Körperlage und -bewegung im Raum vermitteln die Sinnesorgane der  Propriozeption bzw. Sensomotorik.

Sinnesorgane der Propriozeption bzw. Sensomotorik
An der Propriozeption sind in erster Linie die Tiefensensibilität sowie das Gleichgewichtsorgan beteiligt. Die Oberflächensensibilität (Druck, Berührung etc.) spielt eine nur untergeordnete Rolle. Registriert und wahrgenommen werden insbesondere Zustand und Zustandsänderungen des Bewegungs- und Halteapparats. Anschließend werden diese Informationen über Nervenbahnen zu bestimmten Arealen des Gehirns weitergeleitet und dort verarbeitet. Mit jeder Änderung der Gelenkstellung, der Muskelspannung oder der Bewegung wird die Wahrnehmung der Körperhaltung in den zuständigen Gehirnabschnitten angepasst.

Auswirkungen auf die Körperhaltung und Bewegung
Die so informierten Gehirnabschnitte passen nun weitere Muskelbewegungen und die Körperstellung an die geänderten Bedingungen an. Ziel ist es, die Bewegung und Haltung angepasst an die veränderten Informationen dynamisch zu führen, muskuläre Dysbalancen zu harmonisieren und Bewegungsabläufe zu optimieren. Korrekturen betreffen immer den gesamten Haltungs- und Bewegungsapparat. Somit können muskuläre Ungleichgewichte und eventuelle Fehlbelastungen von Gelenken adäquat beeinflusst werden.

Die Wahrnehmung eines Reizes oder die Kontrolle der Muskelspannung und der Körperhaltung durch Sinneszellen stehen also in direktem Zusammenhang mit den motorischen Verhalten, d.h. der Bewegung. Diese ständigen Korrektur- und Anpassungsprozesse verlaufen parallel, wie z. B. zwischen Auge, Ohr und der gezielten Steuerung von Arm-, Fußbewegungen beim Autofahren.

Sensomotorik ist das Zusammenspiel der Sinnessysteme mit den motorischen Systemen.

Die ideale Bewegung beruht auf Training

Eine ausgeglichene und koordinierte Bewegung des Menschen ist nicht von Natur aus gegeben, sondern musste hart in Form einzelner Bewegungsabläufe hart erarbeitet werden.

Wie oft ist man hingefallen, bis man fähig war, auf 2 Beinen zu stehen und zu gehen? Während des Heranwachsens werden diese Bewegungsabläufe gespeichert, wiederholt und automatisiert. Dem gleichen Prinzip folgen Sportler, Musiker oder Handwerker. Übung macht den Meister.

Bis die für den Ablauf einer Bewegung zuständigen Gehirnareale (insbesondere im Kleinhirn) diese Bewegung vollautomatisiert ablaufen lassen kann, bedarf es 10 - 15 Tausend Wiederholungen der Bewegung.

Um diese Bewegungen trotz unterschiedlicher Gegebenheiten koordiniert trainieren und letztlich ausführen zu können, verfügt der Mensch über ein ausgeklügeltes System hochspezialisierter Sinneszellen (Sensoren), das sensorische System, Es analysiert die Unterschiede in den Gegebenheiten und meldet diese an das zentrale Nervensystem (Gehhirn). Definiert man, wie im vorherigen Abschnitt geschehen, die Sensomotorik als das Zusammenspiel der Sinnessysteme mit den motorischen Systemen, wird klar, warum sich Bewegungsabläufe über eine Modifikation der Sensorik beeinflussen und optimieren lassen. Aus diesem einfachen Zusammenhang entwickelte sich die Idee der sensomotorischen Einlagen.

Sensomotorische, propriozeptive Einlagen

Wenn es gelingt, durch eine Beeinflussung der Sensoren (Sinneszellen) im Halte- und Bewegungsapparat physiologisch richtige Bewegungsabläufe zu schaffen, erhält der Körper die Chance, diese zu wiederholen und zu automatisieren. Die gewünschte Beeinflussung ist durch speziell angefertigte „sensomotorische“ Einlagen gegeben.

Um eine physiologisch richtige Bewegung zu erwirken, muss der richtige Muskel, zum richtigen Zeitpunkt, in der korrekten Intensität stimuliert werden. Dies geschieht, wie beschrieben, über die Sensoren, welche in ständigen Wiederholungen die Information an das Gehirn und wieder zum Muskel zurück leiten und dessen komplette Muskelkette beeinflussen. Eine sensomotorische Einlage beinhaltet daher individuell eingearbeitete Elemente, welche Druck auf die Sehne eines Muskels ausüben und dadurch eine stärkere Aktivierung des dazugehörigen Muskels bewirken, oder eine Vorspannung des Muskels erzeugen und als Folge den Muskeltonus senken. Die Einlage „erinnert“ den Körper daran, dass er sich jetzt anders verhalten  muss, ohne dass der Patient das bewusst mitbekommt. Die Dysbalance der Muskulatur wird gezielt behandelt und dadurch auch die Beschwerden in Haltung, Stellung, Gleichgewicht und Koordination. Über den Einfluss der Muskulatur auf die Gelenke wird die veränderte sensomotorische Stimulation auch Grundlage einer effizienten Arthroseprävention oder Arthrosetherapie.

Darüber, ob sensomotorische Einlagen für Sie eine überlegenswerte Therapieergänzung darstellen, informiert Sie Ihr Orthopäde oder Ihr orthopädischer Schuhmacher. Dort erhalten Sie auch Auskünfte über die Kosten bzw. die Kriterien, nach denen Ihre Krankenkasse die anfallenden Kosten übernimmt.

Quellen und Lesetipps

Bild: Sensomotorische Einlage “Sports Runner“ der Firma footpower speziell für Sportschuhe. Darstellung der Schichten als "Explosionszeichnung". Gut erkennbar sind die Druckpunkte.