Erste Zweifel am Nutzen der Vertebroplastie?

Im Rahmen der Osteoporose kommt es zu einem zunehmenden Verlust an Knochenmasse. In der Folge verliert der Knochen an Stabilität und neigt zu Verformungen. Die Verformung kann der Patient als stechenden, manchmal auch dumpfen, bohrenden Schmerz erleben. Der Verlust der Stabilität durch die Reduktion von Knochenmasse führt in nicht wenigen Fällen zu einem Bruch des Knochens, bevorzugt zu Brüchen eines Wirbelkörpers.
Die Vertebroplastie ist eine Ergänzung oder Alternative zur operativen oder konservativen Therapie von Schmerzen, die durch Brüche oder schwere Instabilitäten von Wirbelkörpern entstehen. Zur Durchführung wird in lokaler Betäubung mit einer Nadel vom Rücken her der betroffene Wirbelkörper punktiert, um anschließend Knochenzement in den Knochen einzuspritzen. Auf diese Weise soll der Verlust an Knochenmasse wieder ausgeglichen werden.
Eine Studie aus Australien und den USA hegt nun Zweifel an den Erfolgen dieses Verfahrens. Osteoporosepatienten, die seit weniger als sechs Wochen an Wirbelsäulenschmerzen leiden oder deren Schmerzen sehr ausgeprägt sind, ließen sich laut einer Metaanalyse von Patientendaten mit einer Vertebroplastie nicht besser helfen als mit Placebo.
Ein Team von australischen und US-amerikanischen Medizinern und Statistikern beschäftigte sich nochmals mit den Daten zweier randomisierter, placebokontrollierter Studien, die 2009 zur Vertebroplastie veröffentlicht worden waren (Buchbinder et al. NEJM 2009; 361: 557–68; Kallmes DF et al; NEJM 2009; 361: 569–79). Die teilnehmenden Patienten hatten unter schmerzhaften Kompressionfrakturen auf der Basis einer Osteoporose gelitten. In keiner der Studien war das Verfahren einer Behandlung mit Placebos überlegen gewesen.
In den den Studien angeschlossenen Debatten wurde jedoch nicht ausgeschlossen, dass es Untergruppen von Patienten geben könne, die dennoch von dem Verfahren der Vertebroplastie profitieren. Dazu wurden zum einen Patienten gerechnet, deren Brüche akut waren und deren Schmerzbeginn nicht länger als sechs Wochen zurücklag. Zum anderen handelte es sich um Patienten mit ausgesprochen starken Schmerzen (≥ 8 auf einer Skala von 1 bis 10).
Genau diese beiden Gruppen sahen sich die australisch-amerikanischen Forscher nun noch einmal kritisch an und kamen zu einem negativen Ergebnis. In keiner der beiden Untergruppen (akut oder sehr schmerzhaft) erzielte die Vertebroplastie im Verlauf eines Monats bessere Ergebnisse als Placebo. Zwar ließ sich ein Trend ableiten, wonach die Vertebroplastie den Anteil an Patienten erhöht, die mindestens eine 30%ige Verbesserung ihres Beschwerdebildes erreichten. Doch musste hier berücksichtigt werden, dass gerade in dieser Gruppe innerhalb des vierwöchigen Studienzeitraums der Opioidgebrauch gestiegen war.
Das Fazit der Wissenschaftler fällt denn auch eindeutig aus: „Diese Metanalyse zeigt, dass der Nutzen der Vertebroplastie überschätzt wird, und zwar auch in ausgewählten Untergruppen.“
Als allgemeines Fazit bleibt festzuhalten, dass das Verfahren der Vertebroplastie nicht kritik- oder bedenkenlos angewendet werden soll uns sicher noch nicht als bewährte, nachhaltige Therapieoption gelten darf. Bis zur endgültigen Einschätzung, insbesondere als Langzeittherapie, sind weitere Studien und Bewertungen weiterer Patientengeschichten über viele Jahre notwendig.
Quellen:
Springermedizin
- Vertebroplastie bringt auch in ausgewählten Fällen nichts (Autor: Dr. R. Bublak)
- Was ist die Vertebroplastie?
- Effectiveness of vertebroplasty using individual patient data from two randomised placebo controlled trials: meta-analysis
- Bild: Radiologie (Dr S. Babu), City Hospital, Birmingham, GB
Das Bild zeigt in zwei Modelleichnungen die Technik der Vertebroblastie und das Ergebnis des Eingriffs (eingefüllter Zement) in einem Brustwirbel als CT Aufnahme. Bitte beachten Sie auch die Brüche weiter unterhalb.