12.05.14

Die Grundlageeiner erfolgreichen Behandlung unspezifischer Rückenschmerzen ist die Mobilisation. Dabei steht der Arzt vor der Alternative, den Patienten zum Physiotherapeuten schicken oder doch besser zur Eigenaktivität zu animieren.

Studien amerikanischer Universitäten haben mittlerweile belegt, dass bei unspezifischen Rückenscherzen die Effektivität aktiver Extensionsübungen (Streckübungen) der Rückenmuskulatur und der passiven Mobilisierung der Rückenmuskulatur durch einen Physiotherapeuten als gleichwertig anzusehen ist. Effektivität wird  dabei als das Ausmaß der lumbalen Beweglichkeit und das Nachlassen der dabei empfundenen Schmerzen definiert.

Auch wenn die Aussage nach Studienlage eindeutig ist, darf sie nicht pauschalisiert werden. Zunächst ist festzuhalten, dass nur wenige Übungen miteinander verglichen wurden. Bei dem in der initialen Studie verwendeten Übungsschema handelt es sich lediglich um in Eigeninitiative durchgeführte Streckübungen der lumbalen Rückenmuskulatur (Muskulatur im Kreuzbereich) in Bauchlage, die mit durch Physiotherapeuten durchgeführte Streck- und Beugeübungen verglichen wurden. Komplexere Übungen, die gesamte Rücken- und Beckenmuskulatur betreffend, wurden keinem Vergleich unterzogen.

Weiterhin findet der Umstand, dass selbst einfache Übungsschemata häufig einer qualifizierten Anleitung bedürfen in der Analyse der Ergebnisse keine Beachtung. Gleichermaßen kann mit der Bedeutung einer regelmäßigen Kontrolle der durchzuführenden Übungen auf Kontinuität und Nachhaltigkeit argumentiert werden.

Fasst man den Begriff Effektivität weiter als das Ausmaß der frontalen Beweglichkeit und den dabei empfundenen Schmerz, indem man andere Kriterien wie Knochendichte, Kraft  und seitliche Beweglichkeit mit einschließt, sind die Ergebnisse der oft den ausschließlichen Wert der Eigeninitiative betonenden Studien wenig aussagekräfig.

Grundsätzlich hat nach wie vor die Aussage Gültigkeit, dass eine nachhaltige Therapie unspezifischer Rückenschmerzen ohne Eigeninitiative nicht möglich ist, da nur regelmäßige, täglich durchgeführte Übungen den gewünschten Erfolg bringen. Ein weiterer wichtiger Aspekt bleibt aber auch die Qualität der Übungen, die nur in Zusammenarbeit mit oder unter Anleitung von erfahrenen Physiotherapeuten gestaltet werden kann.

In der Summe ändert sich daher an den traditionellen Therapieempfehlungen nichts: Die leitliniengerechte Empfehlung für die Therapie des unspezifischen Rückenschmerzes bleibt ein auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmtes multimodales Therapieprogramm.

Multimodale Behandlung und Rehabilitation sind Therapieformen, bei denen verschiedene Bausteine auf der Grundlage eines strukturierten interdisziplinären Assessments (deutsch: Einschätzung, Beurteilung, Abwägung) inhaltlich und zeitlich abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse kombiniert werden.

Siehe auch: Nationale Versorgungsleitlinien: Multimodale, multi- und interdisziplinäre Behandlung und Rehabilitation bei nichtspezifischem Kreuzschmerz