30.03.15
Der Stock: Auch Ausdruck der Persönlichkeit.
Der Stock: Auch Ausdruck der Persönlichkeit.

„Ich geh am Stock“, ist eine bekannte Redewendung, mit der man ausdrücken will, dass es einem schlecht geht, oder dass man am Ende seine Kräfte angelangt ist. Für Patien mit einer Arthrose eines Kniegelenkes, insbesondere mit medialer Kniearthrose (Innenarthrose) kann die Vewendung eines Stocks als Gehilfe jedoch auch positive Aspekte haben.

Der Patient mit (medialer) Kniegelenksarthrose, der einen Stock benutzt, geht besser. Ein durch einen Stock unterstütztes Gelenk verursacht weniger Beschwerden. Um dem betroffenen Gelenk im die maximal mögliche Erleichterung zu verschaffen, muss der richtige Gebrauch eines Stockes allerdings erlernt sein und konsequent umgesetzt werden. Nur dann wird dem kranken Knie Last abgenommen.

In welche Hand gehört der Stock?
Das Prinzip ist ganz einfach: Die kontralaterale Hand führt den Stock. Übersetzt bedeutet dies, dass der Stock in die Hand genommen wird, die dem kranken Knie gegenüber liegt. Also: rechtes Knie kaputt, Stock in die linke Hand; linkes Knie lädiert, Stock in die rechte Hand. Der Grundsatz gilt analog auch bei anderen Gelenkbeschwerden wie Hüfte oder Sprunggelenk etc.

Wie wird das Gewicht vom Gelenk auf den Stock verlagert?
Die Verlagerung des Gewichts auf den Stock sollte zeitgleich mit der Verlagerung des Gewichts auf das Gelenk erfolgen. Im Gelenk verschiebt sich das Gewichtsmaximum dabei von außen nach innen, d.h. von lateral nach medial. Die Verlagerung des Gewichtes auf den Stock sollte am besten noch vor Erreichen der medialen Belastungsspitzen erfolgen. Wichtig ist, dass sie über den gesamten Schritt anhält. Das Abstützen vom Stock erfolgt also nach dem Ende des Schritts, der das Gelenk belastet.

Wo wird der Stock aufgesetzt?
Günstig ist es, den Stock nicht so weit vorne, dafür aber weiter seitlich aufzusetzen.

Wie lange sollte ein Stock sein?
Die Antwort auf dieses Frage ist schwierig aber wichtig, weil sowohl zu kurze als auch zu lange Stöcke Beschwerden verursachen können. Zu kurze Stöcke belasten die Wirbelsäule, zu lange Sröcke belasten die Schulter, und generell können nicht exakt angepasste Stöcke womöglich Stürze mit verursachen.

Zur annähernd genauen Berechnung der Stocklänge existieren mehrere Formeln. Zwei davon möchten wir hier vorstellen.

Formel 1
L = (A x 0,76) + 0,19 m

  • L = gesuchte Stocklänge
  • A = Armlänge

Die Armlänge wird vom Jugulum bis zur Mittelfingerspitze des um 90° abduzierten, gestreckten Armes gemessen. Das Jugulum (Drosselgrube) ist die Grube, bzw. die kleine Vertiefung im vorderen Halsbereich zwischen den beiden Schlüsselbeinen, die nach unten durch den Oberrand des Brustbeins begrenzt wird. 90° abduziert bedeutet, dass der Arm beim Messen waagerecht zu Seite weggestreckt ist.

Formel 2
L = (H x 0,45) + 0,087m

  • L = gesuchte Stocklänge
  • H = Körpergrüße

Diese Formel ist die Grundlage für eine einfache Faustregel:  Der Stock sollte vom Boden bis zur Handgelenksfalte reichen.

Hinweis
Eine gute Informationssammlung und eine komplette Anleitung zum Umgang mit Gehstützen bietet der Hersteller von Gehstützen Ossenberg mit seinen „Sicherheitshinweisen für Benutzer von Unterarmgehstützen“.

Quellen:

  • Dr. R. Bublak bei springermedizin.de basierend auf: Simic et al. Contralateral Cane Use and Knee Joint Load in people with Medial Knee osteoarthritis: the Effect of Varying Body Weight Support. Osteoarthritis Cartilage 2011; 19: 1330–1337
  • Sicherheitshinweise für Benutzer von Unterarmgehstützen