31.03.14

Obwohl zahlreiche Methoden und Möglichkeiten existieren die Gesundheit und die Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates in allen Altersgruppen zu fördern und zu fördern, wird das vorhandene Präventionspotential noch ungenügend genutzt. Dementsprechend laut wird der Ruf nach einer besseren Umsetzung des vorhandenen Wissens um eine vorbeugende Gesunderhaltung nicht nur im Alltag des vielleicht zukünftigen Patienten, sondern auch in der täglichen Praxis des behandelnden Arztes.

Durch eine konsequente Gesunderhaltung des Bewegungsapparates kann nicht nur Leiden vermieden, sondern auch viel Geld eingespart werden, das in anderen Bereichen des Gesundheitssystems dringend benötigt wird. Der Schutz und die Erhaltung des Bewegungsapparates bleiben somit vordringliche Aufgaben.

Beide Aufgaben sind als lebenslange Herausforderung zu verstehen. Die besondere Herausforderung liegt darin, dass sie in den verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich wahrgenommen und realisiert werden müssen.

Stark vereinfacht lassen sich die Lebensphasen in drei Abschnitte gliedern.

  1. Die Phase des Heranwachsens, dadurch charakterisiert, dass Bewegung uns Sport zwar notwendig sin, aber durchaus auch Teilen des Bewegungsapparates wie beispielsweise den Hüftgelenken schaden können.
  2. Die Phase der Erwerbstätigkeit, in der der Fokus der Bemühungen um den Bewegungsapparat auf dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit liegt.
  3. Die Altersphase mit dem Bemühen um den Erhalt der Selbstständigkeit und den zunehmenden Anstrengungen zur Vermeidung von Stürzen, die aufgrund des natürlichen oder krankhaften Alterungsprozesses eine nicht zu unterschätzende Gefährdung darstellen.

Die Phase des Heranwachsens
Der Bewegungsapparat entwickelt sich in der Kindheit und Jugend. Er wächst und kräftigt sich. In dieser Zeit werden wichtige Grundvoraussetzungen für die spätere Gesundheit geschaffen. Voraussetzung für den optimalen Aufbau von Knochen- und Muskelmasse sind abwechslungsreiche und häufige Bewegungsabläufe.

Allerdings ist bei der Auswahl der sportlichen Tätigkeit unter Umständen Vorsicht angebracht. Ein wichtiges, die Auswahl der sportlichen Möglichkeiten einschränkendes Beispiel ist das Hüftgelenk. So haben Ärzte der Universität Bern haben bei 1098 jungen Männern und 283 jungen Frauen untersucht, wie stark sich der Oberschenkelknochen in der Hüftgelenkpfanne drehen kann. Dabei zeigte sich, dass ein Viertel der Versuchsteilnehmer die Unterschenkel beim Sitzen weniger stark nach außen drehen kann und deshalb eine so genannte verminderte Innenrotation der Hüfte aufweist. Dies wäre insofern relevant, als dass wiederholte, heftige Belastungen eines solchen Hüftgelenks eine Arthrose auslösen können. Deshalb sollten diese Personen zusätzliche Risiken vermeiden und auf Sportarten mit schnellen und kraftvollen Hüftbewegungen wie zum Beispiel Eishockey oder Karate verzichten.

Im Allgemeinen sind Kinder und Jugendliche jedoch ausreichend gesund, um beinahe jede Sportart ohne Bedenken ausüben zu können. Resultieren aus der regelmäßigen Ausübung des Sports jedoch gleichmäßige, kontinuierlich auftretende Beschwerdebilder, ist eine orthopädische Konsultation angeraten. Vor der Aufnahme der sportlichen Tätigkeit sollten in jedem Fall immer die dafür empfohlenen ärztlichen Atteste eingeholt werden.

Die Phase der Erwerbstätigkeit
Im Erwerbsalter steht neben der Vermeidung anderer Risiken vor allem die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit im Zentrum der Bemühungen um die Gesundheit. Erkrankungen des Bewegungsapparates, insbesondere chronische Rückenschmerzen, gehören zu den wichtigsten Ursachen für eine dauerhafte Invalidität. In der Schweiz beispielsweise sind mehr als ein Fünftel aller zugesprochenen Invaliditätsrenten sind auf Krankheiten des Bewegungsapparates zurückzuführen.

Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Gesundheitsschäden des Bewegungsapparates ist in dieser Phase das aktive Training. Das gilt sowohl für noch gesunde Erwerbstätige als auch für bereits unter Schmerzen leidende Patienten. In beiden Fällen ist die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit das Ziel. Bei bereits erkrankten Personen unterscheidet man in diesem Zusammenhang zwischen der herkömmlichen und einer so genannten funktionsorientierten Behandlung. Patienten in funktionsorientierten Behandlung werden aufgefordert, weiter zu trainieren, auch wenn die Schmerzen zunehmen. Auch bei der herkömmlichen Behandlung ist körperliche Aktivität erwünscht, allerdings nur, wenn sie nicht weh tut. Welcher Behandlungsansatz für den Patienten geeignet ist, muss nach Einzelfall unterschieden werden.

Betroffene fallen dank aktivem Training im Vergleich zur üblichen Behandlung innerhalb eines Jahres durchschnittlich 40 Tage weniger bei der Arbeit aus. Das ist nicht nur für Selbständige oder Freiberufler von Interesse, sondern hat auch für Angestellte erhebliche Bedeutung für die Akzeptanz am Arbeitsplatz

Die Altersphase
Im Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates, insbesondere aber der Muskeln ab. Dadurch steigt das Risiko zu stürzen. Stürze sind eine der häufigsten Ursachen, weshalb betagte Menschen pflegebedürftig und in ein Heim eingewiesen werden. Das Resultat ist der Verlust der für das Befinden wichtigen Selbständigkeit.

Um Stürze zu vermeiden, müssen Kraft, ihre Beweglichkeit und Koordination gefördert werden. Dafür existieren spezifische Trainingsprogramme, die alleine oder zusammen mit Anderen in Vereinen oder Gesundheitszentren umgesetzt werden können. Die meisten Krankenkassen informieren  gerne über Adressen und Ansprechpartner und sind in Einzelfällen sogar bereit, sich an eventuell anfallenden Kosten zu beteiligen. Auskünfte erhalten Sie auch bei Ihrem Orthopäden, beim lokalen Turnverein oder bei Selbsthilfegruppen.