Rückenschmerzen: Warnzeichen für schwierige Verläufe
Treten unvermutet Rückenschmerzen auf, ist das unangenehm, aber kein Grund zur Sorge. Die meisten Rückenschmerzen enden spontan nach vier bis sechs Wochen. Bei konsequenter Bewegungstherapie sogar früher.
neben den Schmerzen existieren allerdings auch Vorzeichen, die einen komplizierten Verlauf wahrscheinlicher machen. In solchen Fällen sind die Rückenschmerzen Indikatoren, die auf schwere Krankheiten hinweisen können. Häufige Vorzeichen sind:
- Knochenbrüche
- Tumoren
- Infektionen
- Quetschungen mit Verletzungen des Rückenmarks
Hinweise in der Krankengeschichte (Anamnese) oder der klinischen Untersuchung, die auf eine ernste Erkrankung als Ursache der Rückenschmerzen hindeuten (spezifische Ursache), bezeichnen Mediziner als Rote Flaggen (Red Flags).
Welche Hinweise auf mögliche Brüche gibt es?
- Den Rückenschmerzen geht ein schwerer Unfall voraus, bei dem ein Knochenbruch nicht unwahrscheinlich ist
- Eine bekannte, schwere Osteoporose
- Eine lange bestehende Therapie mit Osteoporose fördernden Medikamenten, z.B. Kortison
Welche Hinweise auf Tumoren oder Infektionen gibt es?
- Der Patient ist jünger als 20 oder älter als 50 Jahre
- In der Anamnese (Krankengeschichte) ist schon eine Krebserkrankung erwähnt
- Neben den Rückenschmerzen hat der Patient auch Fieber, er schwitzt nachts oder hat ungewollt an Gewicht verloren.
- Die Rückenschmerzen werden beim Liegen und nachts deutlich stärker.
- Der Patient muss Medikamente einnehmen, die das Immunsystem schwächen (z.B. nach einer Organtransplantation).
Welche Hinweise auf eine Rückenmarksquetschung gibt es?
Bei einer Quetschung des Rückenmarks (Cauda Syndrom) kommt es zunächst zu heftigen Rückenschmerzen. Diesen folgt eine Lähmung der Beine. Der Betroffene kann nicht mehr auf den Zehen oder Hacken gehen. Die Genitalien, die Region rund um den Darmausgang (Anus) und die Innenseiten der Oberschenkel sind taub (Reithosenanästhesie).
Plötzlich aufgetretene Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen sind immer ernste Hinweise auf eine Verletzung oder Quetschung des Rückenmarks oder peripherer Nerven!
Zudem sind bei einer Rückenmarksquetschung die Blasen- und Mastdarmfunktion gestört, Stuhl und Urin gehen unwillkürlich ab.
Risiken für chronische Verläufe
Neben diesen Roten Flaggen (Red Flags) existieren es auch Gelbe, Blaue und Schwarze Flaggen, die das Risiko für eine Chronifizierung der Rückenschmerzen beschreiben. Sie geben Umstände an, die chronische Rückenschmerzen im Einzelfall begünstigen können: Dabei steht gelb für individuelle Faktoren, blau für das berufliche Umfeld und schwarz für das Sozialsystem.
Gelbe Flaggen (individuelle Faktoren)
- Pessimistische oder resignierende Grundeinstellung ("Mir kann eh keiner helfen.")
- Starkes Krankheitsgefühl
- Dramatisieren oder Katastrophisieren
Blaue Flaggen (berufliches Umfeld)
- Schwere körperliche Arbeit
- Andere Störfaktoren bei der Arbeit wie Lärm oder unnatürliche Haltung
- Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation
- Gefährdung des Arbeitsplatzes
Schwarze Flaggen (soziale Faktoren)
Hier spielt das Geld eine große Rolle. Sind die Rückenschmerzen als Berufskrankheit anerkannt und möchte der Betroffene berentet werden, kommt es eher zu einer Chronifizierung. Das Gleiche gilt bei finanzieller Absicherung im Krankheitsfall (z.B. Lohnfortzahlung).