30.01.12

Ist aus  medizinischen Gründen eine Therapie mit Glukocorticoiden für länger als drei Monate indiziert, wird eine Osteoporose-Prophylaxe empfohlen. Die Art und der Umfang der Prophylaxe ist abhängig von der Dosis der eingenommenen Kortikoide und der vor Beginn einer Glukokortikoidtherapie zu ermittelnden Knochendichte. Insgesamt sollte die Prophylaxe drei Bereiche umfassen:

  • Eine Beratung zu beeinflussbaren Risikofaktoren, inklusive Fraktur- und Sturzprophylaxe
  • Eine  Kalzium- und Vitamin-D-Supplementation (1000 mg Kalzium und 1000 IE Vitamin D), unabhängig von der der Dosis der eingenommenen Kortikoide und der ermittelten Knochendichte
  • Eine spezifische medikamentöse Therapie in Abhängigkeit von Kortikoiddosis und Knochendichte

Wann soll mit einer spezifische, medikamentösen Osteoporose-Prophylaxe begonnen werden?
Die Indikation zu einer spezifischen medikamentösen Therapie zum Schutz der Knochen ist insbesondere bei einer oralen Glukokortikoidmedikation von ≥ 7,5 mg Prednisolonäquivalent täglich für 3 oder mehr Monate unabhängig vom Lebensalter gegeben, wenn gleichzeitig ein T-Score ≤ 1,5 vorliegt.

Sind weitere Risikofaktoren bekannt, kann eine Therapie auch bei einem Prednisolonäquivalent ≤ 7,5 erwogen werden.

Prednisolonäquivalent:
Kortison ist nicht gleich Kortison. Um verschiedene Präparate miteinander vergleichen zu können, braucht man eine gemeinsame Bezugsgröße, das Prednisolonäquivalent, Mit dem Prednisolonäquivalent wird also versucht, chemisch unterschiedliche Kortisonpräparate im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und das Nebenwirkungsrisiko vergleichbar zu machen.

T-Score :
Der T-Score ist eine Messgröße bei der Diagnostik der Osteoporose. Er ist ein Wert, der bei der Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) ermittelt wird und gibt an, wie stark bei einer jeweiligen Person die Knochendichte von der Knochendichte junger gesunder Erwachsener abweicht. Gemessen wird der Kalksalzgehalt des Knochens. Die Standardmessmethode ist die sogenannte DXA-Methode. Der T-Score ist wichtig, da er nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein entscheidender Beurteilungsmaßstab für die Diagnose und die Therapie einer Osteoporose ist.


Welche Medikamente sind zur Prophylaxe einer Osteoporose bei Glucocorticoidtherapie empfehlenswert?
Allgemeine Empfehlungen gibt es nicht. Wohl aber Zulassungsbeschränkungen! Nur die folgenden spezifischen Osteoporosemedikamente haben derzeit bei der glukokortikoidinduzierten Osteoporose eine Zulassung:

  • Frauen nach der Menopause: Alendronat, Risedronat, Teriparatid und Zoledronat
  • Frauen vor der Menopause: Teriparatid
  • Männer: Teriparatid und Zoledronat

Wie lange sollte die Osteoporoseprophylaxe durchgeführt werden?
Die präventiven und therapeutischen Maßnahmen sollten für die gesamte Dauer der Glukokortikoidtherapie erfolgen. Die individuelle Situation des Patienten bleibt zu berücksichtigen, die Therapie muss darauf abgestimmt sein. Zu bedenken sind etwa neu hinzukommende Risikofaktoren, die Änderung der Glukokortikoiddosis oder ein deutlicher Abfall der Knochendichte.

Bietet eine medikamentöse Osteoporoseprophylaxe auch einen Schutz vor Frakturen?
Leider nur begrenzt. Die fraktursenkende Wirkung einer spezifischen Osteoporosemedikation ist derzeit nur für einen Zeitraum von 3 bis 5 Jahren durch Studien gut belegt. Die Fortsetzung der Therapie über diesen Zeitraum hinaus ist bei erhöhtem Risiko aber wohl gerechtfertigt.

In welchem Abstand sind Kontrollen angeraten?
Eine ausführliche Reevaluation sollte nach 2 Jahren, bei einer Medikation ≥ 7,5 mg Prednisolonäquivalent täglich schon nach 6 bis 12 Monaten erfolgen. Eine Messung der Knochendichte empfiehlt sich frühestens nach Ablauf von zwei Jahren, bei oben genannter Einnahme von Kortikoiden gegebenenfalls auch früher.

Quellen: