15.10.13

Zahlreiche Arbeiten der sozialepidemiologischen und medizinsoziologischen Forschung legen nahe, dass Personen mit einem niedrigen Sozialstatus einen schlechteren Gesundheitszustand sowie ein höheres Sterberisiko als Personen mit einem höheren Sozialstatus aufweisen.

Für praktisch alle Industrienationen, darunter Deutschland, kann die Existenz sozialer Ungleichheiten in Gesundheit und Krankheit mittlerweile als gesichert gelten.

Bei der Untersuchung sozialer Ungleichheit im Allgemeinen und in der Gesundheit wird üblicherweise zwischen der horizontalen und vertikalen Ungleichheit unterschieden.

Die horizontale soziale Ungleichheit ist durch Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Nationalität charakterisiert. Verglichen werden beispielsweise Personen einer Altersgruppe, unabhängig von Bildung und Einkommen.

Die vertikale soziale Ungleichheit beruht auf Angaben zur Bildung, zum beruflichen Status und dem Einkommen. Verglichen werden beispielsweise Menschen unterschiedlichen Alters, unterschieden nach Einkommensgruppen.

Vertikale Einflussfaktoren auf Rückenschmerzen Eine wichtige Rolle kommt bei Rückenschmerzen der Bildung zu. Personen mit einer niedrigen Schulbildung berichteten in der Studie häufiger von Rückenschmerzen als Personen mit einer hohen Schulbildung. Der Sozialschichtgradient scheint dabei stärker für die Persistenz und/oder Rekurrenz von Rückenschmerzen ausgeprägt zu sein als für deren erstmaliges Auftreten.

Das bedeutet:

  • Das "erste Auftreten" von Rückenschmerzen schildern Personen mit niedrigem Bildungsstand zwar etwas häufiger als Personen mit hohem Bildungsstand, aber der Unterschied ist nicht sehr ausgeprägt. Rückenschmerzen treten in allen Bildungsschichten auf.
  • Anders als Personen mit hohem Bildungsstand werden Personen mit niedrigem Bildungsstand häufiger "rückfällig". Sie leiden daher insgesamt öfter unter Rückenschmerzen. Dieses Unterscheidungskriterium ist stark ausgeprägt.
  • Ein ähnlicher Befund ergibt sich bei der Persistenz des Rückenleidens. Übersetzt: je höher der Bildungsstand, desto weniger lang dauern Rückenschmerzen an.

Grundsätzlich gilt auch, dass die erhobenen Unterschiede in Bildung und Ausbildung um so mehr an Bedeutung erlangen, desto schwergradiger die Rückenschmerzen sind.

Fazit
Sozialschichtunterschiede?sind?in?Deutschland?für?das?Symptom?Rückenschmerz?bei?Berufstätigen?nicht?allgemein?relevant,?spielen?aber?eine?große? Rolle?im?Hinblick?auf?schwergradige?Rückenschmerzen.?Damit?ist?soziale?Ungleichheit?ein?wesentlicher?Risikoindikator?für?schwergradige?Rückenschmerzen,? die?gleichzeitig?den?größten?therapeutischen?Aufwand?erfordern?und?mit?den? stärksten?Konsequenzen?und?Kosten?für? die?Betroffenen?und?die?Gesellschaft?einhergehen.?

Die?Befunde?verdeutlichen?die?Notwendigkeit,?in?der?Therapie?und?Prävention?von?Rückenschmerzen?ein?Augenmerk?auf?Sozialschichtfaktoren?zu? richten.

Quelle:

Rückenschmerz  und Sozialschicht bei Berufstätigen
Ergebnisse?einer?deutschen?Bevölkerungsstichprobe
C.O.?Schmidt?•?J.?Moock?•?R.A.?Fahland?•?Y.Y.-S.?Feng?•?T.?Kohlmann
Institut?für?Community?Medicine,?Universität?Greifswald,?Greifswald
Schmerz?2011?•?25:306–314
Deutsche?Gesellschaft?zum?Studium?des? Schmerzes.?