Gelenkschmerzen bei Jugendlichen: Epiphysiolysis

Epiphysiolysis capitis femoris
Das DocCheck Flexikon definiert die Epiphysiolysis capitis femoris sehr einfach als eine Epiphysenlösung des Hüftkopfes (Femur) mit Dislokation des Kopffragments.
Die genaue Ursache für die Entstehung dieser Dislokation (Verschiebung beziehungsweise Verdrehung von Knochen oder Knochenteilen gegeneinander) ist unklar. Am ehesten handelt es sich dabei um den Ausdruck einer Wachstumsstörung. Auch traumatische (verletzungs- oder unfallbedingte) Ursachen werden diskutiert, aber in ihrer Bedeutung in der Fachliteratur unterschiedlich bewertet. Ein stattgehabtes Trauma ist nicht notwendig. Sicher ist jedoch, dass eine anlagebedingte Prädisposition anzunehmen ist. Darunter versteht man eine entweder ererbte oder erworbene Anlage bezeichnet, welche es ausmacht, dass manche Menschen auf bestimmte Faktoren mit Krankheitserscheinungen reagieren und andere nicht.
Betroffen sind vor allem Jungen in der Pubertät, vorzugweise solche mit Übergewicht. Das Verhältnis betroffener Jungen zu Mädchen beträgt etwa 3:1.
Symptome
Bei der Epiphysiolysis capitis femoris kommt es zu einer Instabilität der Wachstumsfuge zwischen Hüftkopf und Schenkelhals, welches dann zu einem Ab- oder Verrutschen des Hüftkopfes führen kann.Das Resultat der Fehlstellung des Hüftkopfes sind Schmerzen in der Hüfte und im Oberschenkel und Knie. Die Bewegungsmöglichkeiten sind schmerzhaft eingeschränkt.
Die Ausprägung der Schmerzen ist abhängig vom Verlauf der Erkrankung. Ein langsames Abgleiten des Hüftkopfes ist mit geringeren Schmerzen verbunden. Akute, heftige Schmerzen sprechen für ein schnelles Abgleiten.
Insgesamt verläuft das Krankheitsbild selten akut, sondern in aller Regel über Wochen und Monate hinweg.
Häufig werden die Schmerzen nicht von anderen Knieschmerzen unterschieden. Die Epipysiolysis capitis femoris bleibt zunächst unerkannt. Bewegungseinschränkungen und auch das häufig zu beobachtende Schonhinken sind vor allem bei den langsamer verlaufenden Formen Symptome des fortgeschrittenen Stadiums.
Diagnostik
Einfache Röntgenaufnahmen in speziellen Aufnahmetechniken (z.B. nach Lauenstein) sind für die Stellung Diagnose ausreichend. Nur in seltenen Fällen kann ein MRT weitere Informationen liefern. Auf jeden Fall sollten, da die Erkrankung nicht selten beidseitig auftritt, beide Hüften geröntgt werden.
Therapie
Für diese Erkrankung steht keine wirksame konservative Behandlungsmethode zur Verfügung. Sobald die Diagnose gestellt wurde, sollte der junge Patient bis zu einem balsmöglichen Operationstermin an Unterarmgehstöcken laufen.
Als operative Maßnahme empfiehlt beispielsweise die Universität Heidelberg eine Operation mit Fixierung der Hüftkopfkappe am Schenkelhals. Dazu wird eine Schraube durch den Schenkelhals in den Kopf eingebracht. Die eingebrachte Schraube muss bis zum Verschluss der Wachstumsfuge belassen werden und kann erst dann entfernt werden. Postoperativ ist eine Entlastung des betroffenen Beines für 6 Wochen notwendig. Je stärker das Abgleiten der Hüftkopfkappe ausgeprägt ist, umso höher ist das Risiko einer Durchblutungsstörung sowie einer Fehlstellung des Hüftkopfes mit später folgenden Gelenkbeschwerden (Arthrose).
Prognose
Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie mit operativer Korrektur und ohne weitere Fehlstellung ist die Prognose gut. Die Krankheit heilt aus. Eine Verheilung in Fehlstellung führt zu einem frühzeitigen Verschleiß des Hüftgelenkes. Es bildet sich eine Hüftgelenksarthrose aus.
Nach der Diagnose einer Epiphysliolysis capitis femoris oder bei Verdacht sollte stets einen Kinderorthopäde konsultiert werden. Nur der Kinderorthopäde kann individuell diagnostizieren und therapieren!
Weitere Informationen:
- Universitätsklinikum Heidelberg: Epiphysiolysis capitis femoris
- Bild: Slipped capital femoral epiphysis (Dr Gagandeep Singh)