Anatomie des Rückens: Die Bandscheiben

Die Bandscheiben sind die knorpeligen Verbindungen zwischen den einzelnen Wirbelkörpern der Wirbelsäule. Sie wirken als elastische Verbindungselemente von Wirbelkörpern wie Stoßdämpfer und bedingen, dass die knöchernen Wirbel nicht direkt aufeinander sitzen. Wird die Wirbelsäule belastet, drückt der Knochen deshalb nicht auf Knochen, sondern auf die Bandscheibe, und diese verteilt die Last zwischen den Wirbeln. Hauptaufgabe der Bandscheibe ist es, so für Entlastung der filigranen Wirbel und für Beweglichkeit zu sorgen.
Wie bei den Wirbelkörpern nimmt die Größe und Dicke der Bandscheiben von oben nach unten hin zu. Zwischen dem Schädel und dem ersten Halswirbel sowie zwischen dem ersten und dem zweiten Halswirbel existieren allerdings keine Bandscheiben. In dieser Region hat unser Körper die besonderen, durch die Beweglichkeit des Kopfes geforderten, funktionellen Ansprüche mit Hilfe von Sonderkonstruktion, den Kopfgelenken, gelöst.
Jede Bandscheibe besteht aus einem sehr festen, faserhaltigen Ring (Annulus fibrosus), der mit den Wirbeln verwachsen ist. In dessen Mitte befindet sich eine weichere Knorpelmasse, der so genannte Gallertkern (Nucleus pulposus). er Kern ist verformbar, aber nicht komprimierbar. Das bedeutet, dass der Kern bei Beugebewegungen zu der entgegengesetzten Seite ausweicht, bei intakter Bandscheibenstruktur aber in seiner Form und Lage durch den Faserknorpelring gehalten wird.
Der weiche Kern ist durch den Faserring gefangen – vergleichbar einem Wasserkissen.
Wichtig ist dieser Aufbau für die Elastizität der Bandscheibe. Dabei ist die Konsistenz des Kerns stets von dem Wasserhaushalt der Bandscheibe abhängig. Es gilt Regel: Je mehr Wasser der Kern schwammähnlich aufsaugt, desto praller, elastischer und fester ist er.
Im Laufe des Lebens reduziert sich der Wassergehalt der Bandscheiben automatisch. Nach außen sichtbar wird das im Rahmen des Alterungsprozesses durch die Verminderung der Körpergröße.
Ferner kann man täglich an sich selbst feststellen, dass man morgens etwa 1 bis 3 cm größer ist als abends Das hängt mit der Erholung der Bandscheiben durch die nächtliche Entlastung zusammen. In dieser Entlastungsphase saugen sich die Bandscheiben wieder voll mit Wasser, werden praller und dicker. Genau wie ein Schwamm gewinnt die Bandscheibe dadurch an Höhe.
Tagsüber - im Stehen und Sitzen - wirkt ständig hoher Druck auf die Bandscheibe ein. Sie verliert Wasser, die Scheibendicke reduziert sich. Haltungskonstanz, gleichgültig ob im Stehen oder Sitzen, führt nach einigen Stunden zum Stillstand des Stoffwechsels.
Allerdings benötigt eine Bandscheibe nicht nur Wasser, sondern auch Nährstoffe wie Mineralien etc. Da Bandscheiben nicht direkt durchblutet sind, müssen sie diese Stoffe und Wasser durch Osmose oder Diffusion aufnehmen. Dieser „Durchsaftungsmechanimus“ der Bandscheibe ähnelt damit einem Schwamm, der im Wasser zusammengepresst und wieder losgelassen wird. Ganz folgerichtig sind Bandscheiben, die regelmäßig durchbewegt werden daher auch besser ernährt. Körperliche Ruhe ist das Aus für Ihre Bandscheibe! Ein ständiger Wechsel zwischen Druckbelastung und Druckentlastung hält Ihre Bandscheiben gesund – ein ideales Betätigungsfeld für Vorbeugung und Selbsthilfe.
Es gilt folgender Leitsatz (Neurochirurgie Universität Jena):
Je vielseitiger die Bewegung eines Menschen ist, desto intensiver arbeiten Vitalstoffzufuhr und Wasserversorgung der Bandscheibe! Schlecht versorgte Bandscheibenzellen produzieren Grundsubstanz und Fasern von minderer Qualität und Quantität.
Leider altert die Bandscheibe aber auch bei korrekter Lebensführung, wenn auch nicht so frühzeitig. Der Gallertkern wird im Alter nach und nach durch Faserknorpel ersetzt. Die Bandscheibe verliert dadurch an Elastizität. Gleichzeitig wird der Faserknorpel brüchiger und kann daher eher einreißen.
Nach Verletzungen oder Erkrankungen kann der Ring aus Faserknorpel Schaden nehmen. Wölbt er sich zum Rückenmarkskanal hin vor, spricht man von einer Bandscheibenprotrusion oder -vorwölbung. Tritt der gallertartige Kern aus und drückt auf das Rückenmark, liegt ein so genannter Bandscheibenprolaps oder -vorfall vor.