Medikamente, die eine Osteoporose fördern: Antiepileptika
Die Versorgung mit Vitaminen ist bei vielfältiger, gesunder Ernährung ausreichend. Ausnahmen bilden lediglich die Folsäure, die es in einigen Regionen Deutschlands Unterversorgungen nachgewiesen wurden und das ebenfalls für die Verhinderung einer Osteoporose wichtige Vitamin D, da es nicht nur von der Zufuhr über die Nahrung, sondern auch von der täglichen Sonnenexposition abhängig ist.
Die meisten Vitamine werden in bestimmten Zellen des Körpers gespeichert. Sind die Speicher voll, werden überschüssige Vitamine ausgeschieden. Eine „Vorratssteigerung“ durch Vitaminpräparate ist nicht möglich. Sogennante fettlösliche Vitamine können sich hingegen auch im Fettgewebe ablagern und dort kumulieren. Auf diese Weise können enorme Mengen gespeichert werden, die zu Konzentrationen führen, die toxisch, also giftig sind Bestimmte Neben dem bereits erwähnten fettlöslichen Vitamin D ist vor allem das Vitamin A für seine Toxizität bekannt.
Unter der Bezeichnung „Vitamin A“ fasst man eine Gruppe von fettlöslichen Substanzen zusammen, deren bekannteste Vertreter Retinol und Beta-Carotin sind. Retinol ist die eigentlich wirksame Form und kommt nur in tierischen Lebensmitteln, v.a. in Leber vor.
Das Beta-Carotin aus pflanzlichen, vor allem roten, gelben und dunkelgrünen Lebensmitteln (z.B. Karotten, Süßkartoffeln oder Spinat) wird in der Darmwand angepasst an den Bedarf in Retinol umgewandelt.
Vitamin A (Retinol) ist Bestandteil der Sehpigmente der Netzhaut und bedeutsam für Wachstum, die Bildung von Haut und Schleimhäuten, die Entwicklung des Mutterkuchens (Plazenta), die Synthese des Hormons Testosteron und das Immunsystem.
Neben ihrer Bedeutung als Vitamin-A-Vorstufe dienen die Beta- Carotine als so genannte Antioxidantien oder Radikalfänger: Sie fangen freie, sehr reaktionsfreudige Moleküle (Sauerstoffradikale) und ähnliche Oxidationsprodukte wirksam ab und schützen als solche Zellen, Zellkerne und Zellmembranen.
Wer sich mit gemischter Kost ernährt, ist in aller Regel gut mit Vitamin A versorgt. Speicherort ist die Leber. Die empfohlene Zufuhr beträgt 0,8 bis 1 Milligramm (mg) Retinol-Äquivalent pro Tag. Bei Heranwachsenden, Schwangeren und stillenden Frauen kann die benötigte Dosis bis auf 1,4 mg erhöht sein.
Die Epilepsie gehört zu den häufigsten chronisch verlaufenden Krankheiten des Gehirns. Insgesamt leiden etwa 7 bis 8 Menschen von 1000 unter einer Form der Epilepsie. Diese Patienten werden mit Antikonvulsiva, d.h. krampflösenden Medikamenten behandelt, die auch unter dem Oberbegriff Antiepileptika fungieren.. Unter dieser Therapie können vermehrt osteoporotische Skelettveränderungen beobachtet werden.
Verschiedene Antiepileptika steigern den Knochenumsatz und verstärken so den altersgemäßen Knochenmineralverlust. Bei einigen Präparaten werden auch andere, indirekte Wirkungen auf den Stoffwechsel des Knochens beobachtet. Dazu zählen beispielsweise die Störung der Aktivierung von Vitamin D oder die Beeinträchtigung der Funktion der Nebenschilddrüsen, die das für den Kalziumstoffwechsel wichtige Parathormon synthetisieren.
Erschwerend kommt hinzu, dass zu Krampfanfällen neigende Personen ohnehin ein ca. 6-fach höheres Frakturrisiko als die normale Bevölkerung aufweisen. Durch verschiedene Antiepileptika kann das Risiko um 15 bis 80% im Vergleich zu Patienten, die keine Mittel einnehmen erhöht werden.
Vielfach ist die Behauptung zu lesen, dass die Auswirkungen der antiepileptischen Therapie auf den Knochenstoffwechsel nach Einnahme von sogenannten „neuen“ oder „nicht induzierende“ Antiepileptika geringer sei als nach der Einnahme von „alten“ oder „enzyminduzierenden“ Antiepileptika. Die Datenlage zum Einfluss neuer Antiepileptika auf die Knochengesundheit ist aber noch zu inhomogen und zu spärlich, um allgemeine Aussagen zuzulassen. Die Tendenz der Studien ist aber vielversprechend.
Fazit
Patienten unter einer antikonvulsiven (antiepileptischen) Therapie haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Osteoporose und Frakturen. Eine mögliche Ursache ist eine verminderte Aktivierung von Vitamin D. Aus diesen Gründen ist eine frühzeitige Prophylaxe dieser Patienten mit ausreichend Kalzium und Vitamin D anzustreben.