20.11.12

Was ist Kortison?
Wenn in der Medizin von Kortison die Rede ist, wird darunter meist nicht das Kortison selbst verstanden, sondern eine ganze Gruppe von Substanzen, die Kortikoide, deren molekulare Grund- oder Urform das Kortisol ist. Kortisol und Kortison sind natürliche Substanzen, die beinahe in jedem lebenden Organismus auf natürliche Weise vorkommen. Auch der Mensch produziert in seinen Nebennieren täglich große Mengen an Kortison. Grundlage der Synthese ist ein in mehreren Schritten erfolgender komplizierter Umbau des Cholesterins hin zu über 50 fertigen Hormonen. Dazu gehören neben dem Kortison auch Hormone wie das Aldosteron oder die Estrogene (Östrogene). Störungen der Kortisolsynthese führen zu schweren Krankheitsbilden (Morbus Addison bei mangelnder und Morbus Cushing bei überschießender Synthese) und sind langfristig nicht mit dem Leben vereinbar.

Bei den käuflich in der Apotheke zu erwerbenden Kortisolpräparaten handelt es sich meist um synthetische Derivate (Abkömmlinge) des Cortisols wie Prednisolon oder Dexamethason. Diese chemisch leicht veränderten Substanzen werden überwiegend zur Entzündungshemmung eingesetzt.

Die Entzündungshemmung ist die Hauptwirkung von Kortison. Dazu zählen im weiteren Sinne auch die immunsupressiven Effekte. Daneben entfaltet Kortison aber auch noch so genannte glukokortikoide Wirkungen, d.h. es wirkt auf den Kohlenhydratstoffwechsel, indem es die Freisetzung von Zucker (und auch Fettsäuren) fördert. Diese Wirkungen sind der Grund für die zahlreichen Nebenwirkungen, wegen den Kortison bei möglichen Anwendern so stark in Verruf geraten ist. Dazu zählen das Auftreten eines Diabetes mellitus, die Hypercholesterinämie und das Übergewicht. Gleichzeitig wird durch Kortison die Eiweißsynthese eingeschränkt. Dies erklärt die gewebeabbauenden Nebenwirkungen wie Muskelschwund oder Osteoporose bei Dauertherapie.

Eine gute Zusammenfassung der Entstehung, der Wirkungen und Nebenwirkungen des Kortison hat die Innere Abteilung einer großen Klinik in Kassel zusammengestellt. Sie finden sie unter www.1-medikamente.de/kortison.

Kortison und die Osteoporose
Die bereits erwähnte Hemmung der Eiweißsynthese ist letztlich nur die Zusammenfassung der möglichen Nebeneffekte des Kortisons, die nachgewiesen zur Ausbildung einer Osteoporose oder zur Verschlechterung eines bereits bestehenden Krankheitsbildes beitragen können.

Die eine Osteoporose fördernden Wirkungen des Kortisons sind im einzelnen:

  • Eine vermehrte Ausscheidung des für den Knochenaufbau benötigten Kalziums über die Niere
  • Eine verminderte Kalziumresorption im Darm
  • Ein vermindertes Knochenwachstum
  • Eine Unterdrückung der Synthese von Östrogenen und Testosteron in der Nebenniere

In welchen Medikamenten finde ich Kortison?
Chemische oder natürliche Varianten der Korticosteroide finden sich nicht nur in zahllosen Medikamenten und Präparaten sondern auch in praktisch allen natürlichen Geweben, auch pflanzlichen. So kann es durchaus sein, dass der starke entzündungshemmende Effekt einiger so genannter natürlicher Heilmitteln nur auf dem Vorhandensein hoher Konzentrationen an „natürlichem Kortison“ basiert. Das Nebenwirkungsspektrum bleibt aber gleich.

Wie werden Kortisonpräparate eingenommen?
Klassische (schulmedizinische) Kortisonpräparate können oral verabreicht, gespritzt oder wie beispielsweise Asthmaspray inhaliert werden. Die Art der Verabreichung hat keinen Einfluss auf die Förderung einer Osteoporose.

Entscheiden ist jedoch die Dauer der Einnahme von Kortison. Als Faustregel formuliert gilt: Je länger die Einnahme und je höher die Dosis, desto wahrscheinlicher ist die Entwicklung einer Osteoporose. Als Orientierung kann die Angabe gelten, wonach etwa 25% aller Patienten, die länger als 10 Jahre Kortison verabreicht bekamen, eine Osteoporose aufweisen. Einige Studien weisen aber darauf hin, dass selbst bei Kurzzeitbehandlungen mit hohen Kortisondosen bereits etwa 30% der Knochenmasse verloren gehen.

Was kann ich tun, wenn ich Kortison einnehmen muss?
Wenn Sie aufgrund einer chronischen Erkrankung Kortison regelmäßig über längere zeiträume einnehmen müssen, sollten Sie die folgenden einfachen Regeln beachten:

  • Nehmen sie die kleinstmögliche Dosis ein
  • Reduzieren Sie die einzunehmende Dosis langsam. Das abrupte Absetzen einer Kortisontherapie kann zu gefährlichen Nebenwirkungen führen.
  • Kontrollieren Sie Sie in regelmäßigen Abständen die Kalziumausscheidung über die Niere (Kalziumwerte im Urin)
  • Als Mann sollten Sie in regelmäßigen Abständen Ihre Testosteron – Werte überprüfen lassen.
  • Lassen Sie regelmäßig Ihre Knochendichte überprüfen.

Und als wichtigster Tipp:

  • Nehmen Sie die Anregungen zur Prävention (Vorbeugung) einer Osteoporose sehr ernst. Treiben Sie Sport, ernähren Sie sich kalziumreich und achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D.