Der moderne Gelenkersatz (Teil1): Endoprothesetypen

Die Geschichte der Endoprothetik ist über 100 Jahre alt. Allerdings blieben bis in die 1960 Jahre alle Versuche, ein natürliches Gelenk durch ein künstliches Gelenk zu ersetzten auf das Versuchs- oder Experimentierstadium beschränkt. Erste wirkliche Erfolge stellten sich erst vor etwa 50 Jahren ein. Den entscheidenden Durchbruch brachte Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts die Einführung des Knochenzementes. Erstmals waren reproduzierbar stabile Verankerungen der Pfanne und des Schaftes möglich. Seitdem hat die Endoprothetik schnelle und erstaunliche Fortschritte gemacht.
Zu den Begriffen
- Endoprothese
Der Begriff Endoprothese ist ein sehr allgemeiner Begriff. Er bezeichnet Implantate, die dauerhaft im Körper verbleiben und einen geschädigten Körperteil ganz oder teilweise ersetzen. Handelt es sich bei dem zu ersetzenden Körperteil um ein Gelenk, so spricht man korrekterweise von einer Gelenkendoprothese. Sie wird anstelle des natürlichen Gelenks operativ eingesetzt und stellt die gelenkige Beweglichkeit eines Körperabschnitts wieder her. - Endoprothetik
Die Endoprothetik beschreibt das Verfahren mit Hilfe dessen ein Körperteil durch eine Endoprothese ersetzt wird. Bezogen auf ein bestimmtes Körperteil, beispielsweise die Hüfte, spricht man auch von Hüftelenksendoprothetik oder Hüftendoprothetik. Die moderne Gelenkendoprothetik, also der Ersatz unfall- oder verschleißbedingt zerstörter Gelenke durch künstliche Gelenke, ist ein mittlerweile sehr bewährtes Verfahren, mit dem sich sehr gute Langzeitergebnisse erzielen lassen.
Wie sieht ein künstliches Gelenk aus?
Künstliche Gelenke, Endporprothese, gibt es vielen Formen und Varianten. Am einfachsten lässt sich der Aufbau anhand einer Endoprothese erläutern, die einem vollständigen natürlichen Gelenk nachempfunden ist. Solche Endoprothesen werden als Totalendoprothesen bezeichnet. Eine Totalendoprothese, kurz TEP ist demnach ein künstlicher Gelenkersatz (Gelenkendoprothese), bei dem das komplette Gelenk, d.h. der Gelenkkopf und die Gelenkpfanne ersetzt werden.
Totalendoprothesen sind beispielsweise nach wie vor Standard bei einem künstlichen Hüftgelenk. Der Begriff "total" wird deshalb verwandt, weil sowohl ein Teil des Oberschenkels als auch des Hüftknochens ersetzt wird. Die Hüft-TEP ist dem natürlichen Hüftgelenk nachempfunden und besteht aus den Komponenten:
- Pfanne
(wir im Becken am Ort der ursprünglichen Hüftpfanne eingesetzt) - Hüftkopf mit Prothesenstiel
(wird in die Markhöhle des Oberschenkels eingeführt)
Auch beim Kniegelenksersatz werden in der Regel um eine Totalendoprothesen bevorzugt. Der obere Teil eine Kniegelenksendoprothese ersetzt die Gelenkoberfläche des Oberschenkelknochens. Der Schienbeinkopf wird durch den unteren Teil der Endoprothese, eine Gleitfäche, ersetzt. Sie wir über einen Prothesenstiel in dem Knochen verankert. Den am Knie für die Gelenkführung obligaten Knorpel, den Meniskus, schafft man einen Meniskusersatz aus Kunststoff.
Neben den Totalendoprothesen existieren in der modernen Prothetik noch viele weitere Prothesentypen. Teilendoprothesen sind beispielsweise Prothesen, bei denen nur ein Teil des Gelenks ersetzt wird. Daneben unterscheiden sich Endoprothesen auch nach Form und Funktion in Abhängigkeit vom jeweiligen Hersteller. Zusätzlich kann oder muss bei bestimmten Gelenken auch der Grad der Verbindung zwischen den Komponenten in Erwägung gezogen werden, der speziell beim Kniegelenk als teilweise oder vollständige Kopplung unterschieden wird.
Insgesamt existieren zahlreiche Endoprothesen, die sich nicht nur nach dem Ort der Verwendung, sondern auch nach der Art der Verbindung, dem Aufbau der Oberflächen oder dem Grad des Gelenkersatzes unterscheiden lassen. Weltweit gibt es mehr als 500 verschiedene Prothesenmodelle, aus denen der Chirurg auswählen kann. Eine aussagekräftige, allgemeine Zusammenfassung ist so nur schwer möglich. Es lohnt sich daher immer, das Thema nur ein Gelenk bezogen zu diskutieren.
Neben dem technischen Aufbau, dem „Design“, der Endoprothese spielen aber noch weitere Argumente eine gewichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen spezifischen Prothesentyp. Dazu zählen insbesondere die Diagnose (wie weit ist der Gelenkverschleiß fortgeschritten?, andere Grunderkrankungen, die Festigkeit des Knochens, die Beweglichkeit und das Gewicht des Patienten und in ganz besonderem Maße auch die Erfahrung des Operateurs mit dem zu verwendenden Prothesentyp.
Lassen Sie sich daher von Ihrem Operateur und dem Operationsteam in der Klinik ausführlich beraten und bedenken Sie, dass eher allgemein gehaltene Artikel und Berichte, in denen die Bedeutung oder angebliche Vorteile eines bestimmten Prothesentyps hervorgehoben werden, nur eine sehr eingeschränkte Hilfe sein können.