Therapieformen: Therapeutische Lokalanästhesie
Mittel zur örtlichen Betäubung, sogenannte Lokalanästhetika, werden von vielen Ärzten zur Behandlung sowohl akuter als auch chronischer Rückenschmerzen eingesetzt. Prinzipiell unterscheidet man bei dieser Therapieform drei Varianten: Die Injektion in einen Triggerpunkt, die Leitungsanästhesie oder die Injektion in die unmittelbare Nähe einen Zwischenwirbelgelenks.
Injektion in den Triggerpunkt
Ein Triggerpunkt ist eine überempfindliche Stelle im Bereich eines Muskels oder der Muskulatur. Er ist durch sorgfältiges Abtasten des schmerzhaften Bereiches nach verspannten, harten Muskelfaserbündeln leicht zu lokalisieren. Solche Verspannungen entstehen immer dann, wenn Muskeln ständig – z.B. unter Schmerzeinfluss oder durch Fehlbelastungen – angespannt und nicht mehr gelockert werden.
Entsteht durch Bewegung, falsches Liegen oder Sitzen oder durch andere Ursachen Druck auf einen Triggerpunkt, empfindet der Patient unangenehme, teils heftige Schmerzen. Die Injektion von Lokalanästhetika in den Bereich solcher Triggerpunkte kann den Schmerz lindern.
Diese Methode eignet sich besonders für akute Rückenschmerzen, da sie die schmerzfreie Aufnahme von Bewegungstherapie oder Entspannungsübungen ermöglicht. Ohne solche begleitenden, konsequent durchgeführte Begleitmaßnahmen sind Injektionen in Triggerpunkte als Langzeittherapie ungeeignet.
Die Leitungsanästhesie
Schmerz entsteht, wenn elektrische Impulse über Nervenfasern zum zentralen Nervensystem geleitet werden, wo sie als Schmerzen wahrgenommen und einer Region zugeordnet werden.
Unter Leitungsanästhesie versteht man das einfache Prinzip, dass ein Lokalanästhetikum („Betäubungsmittel“) durch eine Injektion in die Nähe solcher Nervenfasern verbracht wird und dort die Fähigkeit der Nervenzelle, elektrische Impulse zu leiten, außer Kraft setzt. Dadurch wird die Weiterleitung der durch Verspannungen, Entzündungen oder andere Ursachen ausgelösten, Impulse ausgeschaltet. Der Schmerz existiert zwar noch, wird aber nicht mehr wahrgenommen.
Nicht selten werden Lokalanästhetika mit entzündungshemmenden Medikamenten wie Kortison gemeinsam verabreicht. Ziel der Behandlung ist es, die Spirale aus Schmerz, Verspannung und daraus resultierendem weiteren Schmerz zu unterbrechen.
Da diese Therapie nur die Symptome, aber nicht die Ursachen behandelt, ist auch sie als Langzeittherapie ungeeignet. Sie ist nur dann erfolgreich, wenn gleichzeitig mit Bewegungstherapie oder einer multimodalen Therapie begonnen wird.
Injektion in Nähe eines Zwischenwirbelgelenks
Lokalanästhetika lassen sich auch in die Nähe eines Zwischenwirbelgelenks oder des Kreu-Darmbeingelenks platzieren. Insbesondere Zwischenwirbelgelenke verursachen gelegentlich hartnäckige Rückenschmerzen, die auch als Facettensyndrom bezeichnet werden.
Die Injektion in die Nähe eines Gelenks erfolgt unter radiologischer Sichtkontrolle. Unter Durchleuchtung wird in eine dünne Nadel an die Gelenksnerven heran geführt und diese durch ein lokales Betäubungsmittel anästhesiert.
Alternativ kann eine solche Nadel gezielt in den Gelenkspalt eingeführt werden. Vor der Eingabe des „Betäubungsmittels“ muss die richtige Lage der Nadel durch Injektion eines Kontrastmittels bestätigt werden. Auch hier bietet sich die Kombination des Lokalanästhetikums mit einer entzündungshemmenden Substanz an.
Das Verfahren eignet sich auch zur Ausschlussdiagnostik. Ist der Patient nach einer Injektion für die Dauer von mehreren Stunden schmerzfrei, so ist die Schmerzherkunft aus dem Gelenk offensichtlich.
In den Händen eines erfahrenen Arztes handelt sich um eine zuverlässige und wirksame Untersuchungs- und Behandlungsmethode. Der Patient kann für mehrere Wochen schmerzfrei werden. Allerdings gilt auch hier die Einschränkung, dass ohne therapeutische Begleitmaßnahmen der Sinn und Zweck dieser Therapieform verfehlt bleibt.