12.03.12
Anatomische Darstellung der Zugangswege
Anatomische Darstellung der Zugangswege

Die Methode
Die TESSYS® Methode ist ein Verfahren zur endoskopischen Bandscheibenoperation. Als Verfahren zur Therapie von Rückenschmerzen ist sie geeignet, wenn ein Bandscheibenvorfall als Ursache der Leiden ausgemacht und die Indikation zur operativen Behandlung gegeben ist.

Die Methode zählt zu den sogenannten minimalinvasiven Eingriffen und wird in den Medien gerne als „Schlüsselloch-Operationstechnik“ dargestellt. Hinter der Bezeichnung "Schlüsselloch" verbirgt sich jedoch der lediglich Umstand, dass der operierende Arzt mittels moderner Endoskope und endoskopischer Instrumente ohne den üblicherweise mehrere Zentimeter langen Schnitt am Rücken zur Eröffnung des Operationsgebietes auskommt. Stattdessen genügt in den meisten Fällen ein sehr kleiner Hautschnitt, etwa in der Größe einer 20 Cent Münze oder eines Fingernagels.

Der Begriff „Schlüsselloch“ bezieht sich also nicht auf das eigentliche Ziel der Operation, die Entfernung des ausgetretenen (vorgefallenen) Bandscheibengewebes, sondern lediglich auf die Größe des äußerlich sichtbaren Hautschnitts und des Operationskanals.

Durchführung und Vorteile endoskopischer Verfahren

Ein so in Größe und Ausdehnung reduziertes Operationsfeld hat neben den kosmetischen Vorzügen natürlich weitere Vorteile. Sie werden ersichtlich, wenn man sich die Operationsmethode näher betrachtet.

Zwischen zwei benachbarten Wirbeln befindet sich auf jeder Seite der Wirbelsäule eine natürliche Öffnung zum Spinalkanal, die sog. Foramina intervertebrales oder Zwischenwirbellöcher. Durch diese Öffnungen verlassen die Spinalnerven auf ihrem Weg zu den Organen oder zur Muskulatur den Wirbelkanal.

Moderne Endoskope sind „klein genug“, um diesen natürlichen Zugang zu nutzen. Unter Röntgenkontrolle wird das Endoskop in den Operationsbereich vorgeschoben. Der Patient liegt dabei auf der Seite, je nach gesundheitlicher Konstitution und Wünschen des Patienten in Teil- oder Vollnarkose.

Durch das korrekt liegende Endoskop, das mit einer starken Lichtquelle und einer hochauflösenden Optik ausgestattet ist, die dem Arzt ermöglichen, unter Sicht zu operieren, können nun verschiedenen Instrumente schonend in das Operationsgebiet vorgeschoben werden. Um die durch einen Zwischenwirbelraum ziehenden Spinalnerven zu schonen, kann der natürliche Zugang zusätzlich durch geeignete Frästechniken erweitert werden. Damit eignet sich diese Operationstechnik auch für andere Indikationen zur Behandlung von Rückenschmerzen als den Bandscheibenvorfall. Hierbei ist insbesondere an die „Nerveneinklemmung“ im Zwischenwirbelraum zu denken.

Die weiteren Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand. Die postoperativen Schmerzen sind geringer und die Wundheilung verläuft schneller. Die Dauer der Schmerzmedikation kann demnach verringert werden, der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus gestaltet sich unter Umständen deutlich kürzer.

Andere wesentliche Vorzüge sind, dass im Gegensatz zur klassischen, auch klassisch mikrochirurgischen Operation Wirbelgelenke und Wirbelbänder geschont werden und die zur Stabilisierung der Wirbelsäule wichtige Rückenmuskulatur nicht durchtrennt wird. Es besteht daher Anlass zu der vermutung, dass die manchmal nach klassischen Operationsverfahren auftretenden Instabilitäten seltener auftreten. Das Training zum Wiederaufbau der für weitere Schmerzfreiheit so wichtigen Rückenmuskulatur kann früher in Angriff genommen und effizienter gestaltet werden.

Nachteile endoskopischer Verfahren
Endoskopische Verfahren besitzen, wie teilweise oben beschrieben, einige Vorteile gegenüber klassischen, offenen Operationsmethoden. Deshalb setzen sie sich zunehmend in vielen Bereichen (z.B. in der Urologie oder der Handchirurgie etc.) durch oder sind bereits bei vielen Eingriffen als Standard etabliert (z.B. in der Gynäkologie oder der Abdominalchirurgie etc.).

Trotzdem erfordern auch oder gerade solche „Schlüsselloch Operationstechniken“ viel Erfahrung und großes handwerkliches Geschick seitens des operierenden Arztes. Salopp ausgedrückt bedeutet das, dass nicht jeder „Virtuose am Skalpell“ automatisch ein „Virtuose am Endoskop“ sein muss. Erkundigen Sie sich daher unbedingt über die Erfahrungen, die Ihre Klink mit solchen Methoden oder ähnlichen Eingriffen bereits gemacht hat, bevor Sie sich für eine solche Option entscheiden. Bedenken Sie bitte auch, dass nicht zwangsläufig der Arzt mit dem höchsten akademischen Grad auch derjenige Arzt in einem Team mit der größten Erfahrung in einer sehr speziellen Operationstechnik sein muss.

Hinsichtlich allgemeiner Operationsrisiken wie möglichen Infektionen oder anästhesiologischen Komplikationen gibt es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Operationsverfahren.

Fazit
Die Endoskopie („Schlüsselloch-Technik“) nach der TESSYS® Methode ist ein Verfahren, das bei einer anstehende Bandscheibenoperation in nach sorgfältiger Prüfung der individuellen Krankengeschichte und der gegebenen Umstände in Erwägung gezogen werden kann. Die Technik nach der TESSYS® Methode ist nicht, wie manchmal fälschlich dargestellt, die Wunderwaffe gegen Rückenschmerzen aller Art. Auch hier glt: Vor der Therapie steht die Diagnose mit der Abklärung der Ursache.

Wichtiger Hinweis
Die zur Verfügung stehende Datenlage, die TESSYS®-Methode oder vergleichbare Operationsmethoden betreffend, ist noch zu gering, um eine Empfehlung für oder gegen eine solche Technik auszusprechen. Dieser Beitrag soll Ihnen daher nur eine einen kleinen Eindruck einer Operationsmethode geben, die in den Medien viel Echo gefunden hat.

Dieser Artikel ist demnach nicht als medizinische Empfehlung für oder gegen eine beschriebene Methode zu verstehen!

Solche Empfehlungen kann lediglich der behandelnde Arzt nach sorgfältiger Analyse der Patientengeschichte, der Diagnose und der zur Verfügung stehenden individuell möglich Therapieoptionen aussprechen. Ihr betreuender Orthopäde berät Sie sicher gerne und kompetent.