16.05.11

Daran, dass unser Trinkwasser in Jodmangelgebieten mit Jod angereichert wird, haben wir uns schon lange gewöhnt. Die Erfolge sprechen für sich. Die Jodmangelstruma, in vielen Jodmangelgebieten vor jahrzehnten noch endemisch, ist heute praktisch verschwunden. Doch auch andere Lebensmittel bieten sich zur Anreicherung mit knappen, aber lebensnotwendigen nahrungsbestandteilen an. So empfehlen Ernährungswissenschaftler schon seit langem den Verzehr von mit Folsäure (Vitamin B9) angereichertem Salz. Sals als Träger von Spurenelementen oder Vitaminen hat den Vorteil, dass es beinahe nie zu versehentlichen Überdosierungen kommt.

Basierend auf solchen Überlegungen ist es beispielsweise in den USA seit langem üblich die Milch mit Vitamin D anzureichern. Eine Idee, die in Deutschland selten und dann meistens aus Marketinggründen („das kleine Steak“) realisiert wird. Milch eignet sich als besonders als Träger für Vitamin D, da dieses Vitamin zur Gruppe der fettlöslichen Vitamine gehört. Die Beimischung zu nicht fetthaltigen Getränken schien daher bis heute wenig sinnvoll.

Als Nachteil der Anreicherung von Milch mit Vitamin D Zusätzen stellt sich immer mehr der  zunehmende Verzicht auf Milch heraus. Zunehmend weniger Menschen trinken Milch zum Frühstück. Aber immer mehr Menschen gönnen sich Orangensaft oder andere Getränke zu den Mahlzeiten.

Eine neue Studie hat nun gezeigt, dass angereicherte Varianten von Orangensaft genauso wirksam die Vitamin-D-Spiegel im Körper ergänzen können wie eine Einnahme in Tabletten- oder Pulverform.

Einige Safthersteller in den Vereinigten Staaten haben bereits begonnen, ihre Säfte mit dem Vitamin anzureichern. Es muss allerdings angemerkt werden, dass in den USA aufgrund der langen Tradition der Anreicherung von Lebensmitteln auch eine große Akzeptanz für solche Maßnahmen auf Seiten der Konsumenten gegeben ist.

Natürliche Vitamin D Quellen in Lebensmitteln sind selten. Hohe Konzentrationen findet man beispielsweise in Fettfischen und Pilzen. Aus ernährungspolitischer Sicht dürften daher einige Argumente für die Anreicherung von Säften mit Vitamin D und deren Konsum sprechen. Allen voran die wirksame Osteoporose Prävention. Doch es gibt auch überzeugende Gegenargumente. Zum einen wäre die Dosis, die eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D garantiert, recht hoch. Zum anderen würde es den Preis für Fruchtsäfte wahrscheinlich verteuern. Viele Konsumenten greifen dann wieder zu den nicht angereicherten Angeboten.

Das Hauptargument der Kritiker ist aber bestechend einfach: Mutter Natur hat den Organismus sehr früh darauf ausgelegt, dass er ausreichend Vitamin D erhält. Hauptquelle für Vitamin D ist die Sonne. Kurze Aufenthalte in der Sonne ohne Schutz ( zwanzig Minuten täglich) sind eine kostenlose und wirksame Alternative – wenigstens dort, wo die Sonne scheint.

Quelle:
Am J Clin Nutr 2010.