18.01.11
Wie wirkt eigentlich Aspirin? Eine schematische Darstellung.
Wie wirkt eigentlich Aspirin? Eine schematische Darstellung.

Der dem Aspirin® zugrunde liegende Wirkstoff ist die Acetylsalizylsäure, abgekürzt ASS. Sie ist das bekannteste, älteste und am häufigsten verwendete Schmerzmittel überhaupt. Pro Jahr werden Tausende von Tonnen der erstmalig 1898 von Bayer auf den Markt gebrachten Substanz  hergestellt. Die enorme Produktionsmenge und die weite Verbreitung dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei der Acetylsalizylsäure - wie bei vielen anderen Arzneimitteln auch - ursprünglich um ein natürliches Produkt auf rein pflanzlicher Basis handelt. Die Acetylsalizylsäure wurde ursprünglich aus der Rinde der Silberweide gewonnen, deren schmerzlindernde Wirkung seit Jahrhunderten bekannt war.

Wie wirkt die Acetylsalizylsäure?
Das Wirkungsspektrum der Acetylsalizylsäure lässt sich wie bei anderen nicht steroidalen Antirheumatika in drei Hauptkomponenten gliedern:

  • Die entzündungshemmende Wirkung (antiphlogistisch)
  • Die fiebersenkende Wirkung (antypyretisch)
  • Die schmerzstillende Wirkung (analgetisch)

Daneben hat die Acetylsalizylsäure Einfluss auf die Blutgerinnung. Sie vermindert die Fähigkeit der Thrombozyten (Blutplättchen) zur blutungsstillenden Aggregation („dem Zusammenkleben“). Dadurch wird die Eigenschaft des Blutes, Thromben ("Blutgerinnsel") bilden zu können, vermindert. Das rechtfertigt den Einsatz der Acetylsalizylsäure bei der Prävention oder der Nachbehandlung von beispielsweise Herzinfarkten und hat zu der volkstümlichen, aber irreführenden Bezeichnung „blutverdünnendes Medikament“ geführt.

Die bei der Behandlung von Osteoporoseschmerzen gewünschte Wirkung der Acetylsalizylsäure ist die analgetische, schmerzstillende Wirkung. Sie beruht wie auch die entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung auf einer Hemmung des Enzyms Zyklooxygenase. Dadurch wird die Entstehung schmerzauslösender Prostaglandine verhindert.

Die Bedeutung der Postaglandine für die Schmerzwahrnehmung wurde ausführlich in dem Artikel „Was sind eigentlich NSAR und wie wirken sie?“ besprochen und kann dort nachgelesen werden.

Acetylsalizylsäure verhindert die Synthese (Bildung) von schmerzauslösenden Prostaglandinen und wirkt daher schmerzstillend (analgetisch), fiebersenkend (antipyretisch) und entzündungshemmend (antiphlogistisch).

Leider vermindern Prostaglandine aber auch die Produktion von Magensäure und fördern den Aufbau der Magenschleimhaut.  Eine Reduktion der Prostaglandinsäuresynthese führt daher immer auch zu den unerwünschten Effekten der Steigerung der Magensäureproduktion bei gleichzeitiger Abbau der schützenden Magenschleimhaut. Als Ergebnis zeigen sich die in der Langzeitbehandlung gefürchteten Magenschleimhautentzündungen oder gar Magengeschwüre.

Wann wird Acetylsalizylsäure bei Osteoporosepatienten verordnet?
Charakteristisch für die Schmerzen unter Osteoporose ist, dass sie sich als Rückenschmerzen äußern oder als Schmerzen nach Frakturen (Knochenbrüchen) der Extremitäten (Arme oder Beine) auftreten. Schmerzen infolge der für die Osteoporose typischen Wirbelbrüche, werden ebenfalls als Rückenschmerzen wahrgenommen.

Die klassische Indikation für die Medikamente aus der Gruppe der Zyklooxygenasehemmer (NSAR einschließlich Aspirin®) sind leichtere bis mittlere chronische Schmerzen bei Osteoporose.

Die Behandlung chronischer Schmerzen orientiert sich noch an den ursprünglich für die Therapie von Tumorschmerzen aufgestellten Regeln der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die WHO unterscheidet drei Stufen der medikamentösen Behandlung. Die Medikamente der Stufe I des WHO-Schemas wirken schmerzstillend, fiebersenkend und zum Teil auch entzündungshemmend. In diese Gruppe gehören neben derAcetylsalicylsäure beispielsweise Diclofenac, Ibuprofen oder die Coxibe. Weil die Acetylsalizylsäure  jedoch am wenigsten gut magenverträglich ist, werden bei chronischen Schmerzen praktisch immer andere Wirkstoffe bevorzugt.

Voraussetzung für eine dauerhafte Schmerzfreiheit bei chronischen Schmerzen ist die regelmäßige Einnahme der Medikamente nach einem festen Zeitplan. Die Einnahme des nächsten Schmerzmittels muss immer erfolgen, bevor das vorherige Medikament ausgewirkt hat. Bitte beachten Sie daher unbedingt die dem Medikament beigefügten Hinweise und besprechen Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt.