18.05.09

Einteilung in Abhängigkeit von der Ursache
Die Einteilung in primäre und sekundäre Erkrankungen ist ein in der Medizin übliches Konzept.
Von primären Erkrankungen spricht man, wenn die Ursache unbekannt ist oder Ihre Wurzel in Veränderungen des von der Erkrankung betroffenen Organs hat. Beispiele sind neben der primären Osteoporose die primäre oder essentielle Hypertonie, der Morbus Alzheimer und viele andere mehr.

Von sekundären Erkrankungen spricht man, wenn die Veränderungen eines Organs als Folge von bestimmten Erkrankungen oder als unerwünschte Nebenwirkung eingenommener Medikamente auftreten. Eine sekundäre Hypertonie kann – um die oben genannten Beispiele fortzuführen - die Folge einer Nierenerkrankung, eine sekundäre Demenz die Folge einer Arteriosklerose sein.

Primäre Osteoporose vom Typ I
Die primäre Osteoporose vom Typ I ist die mit Abstand häufigste Form der Osteoporose. Sie  trifft überwiegend Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. Die Hauptursache ist die nach der Menopause, den Wechseljahren, abnehmende Konzentration des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen.

Durch den Östrogenmangel wird das Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau gestört. Dazu kommen ein überwiegend ernährungsbedingter Mangel an Kalzium und Vitamin D sowie krankheits- oder zivilisationsbedingte Bewegungsarmut. Es resultieren ein Verlust an Knochenmasse und eine über den Durchschnitt erhöhte Knochenbrüchigkeit.

Zunächst wird vor allem die schwammartige Struktur des Knochens - die sogenannte Spongiosa - geschädigt. An Spongiosa reiche Knochen brechen zuerst. Das erklärt die frühen Brüche der Wirbelkörper, der Unterarmknochen (Elle und Speiche), der Rippen und des Oberschenkelhalses, die allesamt einen hohen Anteil an Knochenbälkchen oder Spongiosa aufweisen.

Durch eine Hormonersatztherapie können dem Körper die fehlenden Hormone wieder zugeführt und somit kann auch das Gleichgewicht zwischen knochenaufbauenden und knochenabbauenden Zellen wieder hergestellt werden. Allerdings ist dabei anzumerken, dass diese eigentlich naheliegende Therapie zunehmend zugunsten anderer Therapieformen verlassen wird. Insgesamt aber ist das pro und Contra einer Östrogensubstitution Gegenstand lebhafter und kontrovers geführter Diskussionen. Grundsätzlich sollte unter Bezug auf den Einzelfall entschieden werden. Eine kalziumreiche Ernährung sowie ausreichende Bewegung mit dem Fokus auf Kräftigungsübungen unterstützen die Therapie. Man spricht im Zusammenhang mit en Bewegungsübungen auch von einer Frakturprophylaxe.

Primäre Osteoporose vom Typ II
Während die Typ I Osteoporose s hauptsächlich Frauen betrifft, sind bei der primären Osteoporose vom Typ II auch gleichermaßen Männer betroffen.

Neben Schäden an der schwammartigen Innenstruktur der Knochen - der Spongiosa - ist bei der primären Osteoporose auch die massive Knochensubstanz (Kompakta) betroffen. Daher kommt es bei der Typ II Osteoporose vorwiegend zu Brüchen der großen Röhrenknochen! Betroffen sind vor allem Oberschenkelknochen und Unterarmknochen.

Die Hauptursachen der primären Osteoporose im Überblick:

  • der Östrogenmangel
  • der natürliche Alterungsprozess der Knochen
  • ein Mangel an Kalzium und Vitamin D
  • Bewegungsmangel


Sekundäre Osteoporose
Die sekundäre Osteoporose betrifft gleichermaßen Frauen und Männer. Die sekundäre Osteoporose ist Folge einer anderen Grundkrankheit. Insgesamt ist sie seltener als die primäre Osteoporose. Nur 5% aller Osteoporosen zählen zur Gruppe der sekundären Osteoporosen.

Ursachen der sekundären Osteoporose im Überblick:

  • Überfunktion der Nebennierenrinde (Bildung von Glukocorticoiden – Cortison)
  • bestimmte hormonproduzierende Tumore
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • bestimmte Medikamente (Cortison, Antiandrogene, Zytostatika, Antiepileptika, Antikoagulantien, Immunsuppressiva, etc.)
  • Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, die mit einer Mangelaufnahme von Nahrungsmitteln, insbesondere Kalzium, aber auch Vitamin-D einhergehen
  • Unverträglichkeit von Milchprodukten (Lactoseintoleranz)
  • Nikotinabusus
  • lange Bettlägrigkeit

Die Folgen und Krankheitsbilder der sekundären und der primären Osteoporose sind die gleichen. Trotzdem muss bei der Diagnostik genau zwischen diesen beiden Formen unterschieden werden, da bei der sekundären Osteoporose die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund der therapeutischen Bemühungen stehen muss.

Die Osteoporose des Mannes
Männer sind keineswegs– wie man lange Zeit geglaubt hatte – von der Osteoporose verschont. Die für die Erkrankung entscheidende Zunahme von Frakturen mit ansteigendem Lebensalter kann man nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern beobachten.

Männer haben in fast allen Dimensionen größere und dadurch auch stärkere und besser belastbare Knochen. Das bedeutet, dass sich die Osteoporose erst später entwickelt. Die durchschnittliche Altersdifferenz liegt bei etwa 10 Jahren. Daneben haben Männer eine kürzere Lebenserwartung, was wiederum dazu führt, dass die schweren Folgen einer Osteoporose gar nicht erst manifest werden. So glaubte man lange Zeit, Männer seien verschont.

Von der Pubertät bis hin zum mittleren Lebensalter ist die allgemeine Frakturhäufigkeit bei Männern durch Unfälle oder Verletzungen höher als bei Frauen. Hat der Mann jedoch sein 50. Lebensjahr überschritten, kehrt sich dieser Trend um: Knochenbrüche treten dann bei Frauen gleichen Alters häufiger auf als bei Männern. Dieses rapide Absinken der Fallzahl an traumatischen Knochenbrüchen beim Mann im fortgeschrittenen Alter kaschiert lange Zeit den langsamen Anstieg an osteoporotisch bedingten Frakturen.

Es wird erwartet, dass die Häufigkeit osteoporosetypischer Frakturen beim Mann über die kommenden Jahrzehnte sprunghaft ansteigen wird. Die Konsequenzen solcher Brüche sind für Männer schwerwiegender als für Frauen, denn die Sterberate von Männern im Monat nach der Hüftfraktur liegt Schätzungen zufolge bei 10 bis 14 Prozent.
Ursachen der Osteoporose beim Mann im Überblick

Bei der Osteoporose des Mannes handelt es sich um ein sehr uneinheitliches Zustandsbild. In 30 – 40% der Patienten ist keine Ursache fassbar; es liegt eine primäre Osteoporose vor. In 60% muss die Osteoporose als Begleiterkrankung im Sinne einer sekundären Osteoporose gesehen werden.

Sekundäre Ursachen der osteoporose des Mannes im Überblick:

  • Glucokortikoid-Überschuss
  • Hypogonadismus (vermindert Produktion von Testosteron)
  • Nikotinkonsum
  • Erkrankungen von Leber und Verdauungstrakt

Einteilung nach der Klinik
Bei der Osteoporose unterscheidet man nach den Auswirkungen zwischen der präklinischen und der manifesten Osteoporose. Sind noch keine osteoporotischen Brüche aufgetreten und ist der Knochenschwund nur mittels Knochendichtemessung (Ermittlung des T-Wertes) erkannt worden, spricht man von einer präklinischen Osteoporose.

Eine präklinische Osteoporose hat ein erhöhtes Knochenbruchrisiko. Frakturen werden aber noch nicht beobachtet.

Liegen allerdings schon Frakturen als Folge der verringerten Knochendichte vor, handelt es sich um eine manifeste Osteoporose.

Eine sekundäre Osteoporose ist durch bestehende Frakturen charakterisiert. Ein erhöhtes Knochenbruchrisiko besteht weiterhin.

Im Gegensatz zur präklinischen hat die sekundäre Osteoporose eine echte Krankheitswertigkeit und muss behandelt werden, wohingegen bei der präklinischen Osteoporose in der Regel Vorsorgemaßnahmen ausreichen.