Schmerzen bei Osteoporose
Was ist Schmerz?
Schmerz kann als ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis definiert werden, das mit einer aktuellen oder möglichen Gewebeschädigung verknüpft ist.
Die Definition des Begriffes Schmerz als unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis macht die Komplexität des Phänomens Schmerz deutlich. Sie wird dadurch verschärft, dass Schmerzen neben den beschriebenen körperlichen Komponenten auch gleichberechtigte emotionale Anteile haben können. Dazu können Schmerzen sowohl mit als auch ohne körperliche Schädigungen auftreten.
Schmerz wird zudem immer subjektiv empfunden. Die Wahrnehmung der Schmerzqualität oder der Schmerzstärke ist individuell ausgeprägt und von vielen persönlichen Umständen abhängig. Es ist daher beinahe nicht möglich, sich spontan in das Leiden eines Schmerzpatienten einzuleben, einzudenken oder einzufühlen, was bei den Betroffenen häufig das Gefühl des „Nicht verstanden werdens“ entstehen lässt. Die sogenannte Empathie, d.h. die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen, gestaltet sich bei Schmerzpatienten manchmal schwierig.
Schmerzen bei Osteoporose
Über 80% aller Osteoporose-Patienten leiden unter Schmerzen. Die häufigste Schmerzform sind sogenannte muskuloskeletale Schmerzen. Solche Schmerzen betreffen die Muskulatur und das Skelett, also den gesamten Bewegungsapparat.
Schmerzen des Bewegungsapparates wirken sich immer auf die Mobilität aus. Behinderungen der Mobilität führen zu schweren Einschränkungen bei der Bewältigung von Aktivitäten des täglichen privaten und beruflichen Lebens. Konsequenterweise kommt es häufig zu sozialem Rückzug und zu ängstlichen oder depressiv geprägten Verstimmungen. Die Lebensqualität der meisten Schmerzpatienten nimmt infolgedessen mess- und wahrnehmbar ab.
Schmerztherapie bei Osteoporose
Wegen der starken Beeinträchtigung des sowohl körperlichen als auch sozialen Erlebens durch den Schmerz, ist die Schmerztherapie ist ein wichtiger Bestandteil einer jeden Osteoporosetherapie. Dabei wirkt sie nicht nur symptom- und schmerzlindernd, sondern verhindert durch eine bessere Mobilisierbarkeit des Patienten auch den weiteren Knochenabbau, wie er für mangelnde Mobilität typisch ist.
Konsequenterweise lässt sich daher feststellen, , dass etwa 90% aller Osteoporose-Patienten Schmerzmittel einnehmen (BoneEVA-Studie). Der Bedarf an Analgetika (Schmerzmitteln) in vergleichbaren Alters oder Geschlechtergruppen ohne Osteoporose ist deutlich geringer.
Osteoporose als Ursache von Rückenschmerzen
Charakteristisch für Osteoporoseschmerzen ist, dass sie sich als Rückenschmerzen äußern oder als Folgeschmerzen nach Frakturen (Knochenbrüchen) der Extremitäten (Arme oder Beine) auftreten. Schmerzen infolge der für die Osteoporose typischen Wirbelbrüche werden ebenfalls als Rückenschmerzen wahrgenommen.
Vielfach ist bei Rückenschmerzpatienten unbemerkt eine Wirbelfraktur aufgetreten, die erst im Rahmen der Suche nach den auslösenden Ursachen für die Rückenschmerzen entdeckt wird.
Bis zu 50 % der osteoporotischen Wirbelfrakturen werden überhaupt nicht diagnostiziert. Die eine osteoporose begleitenden Rückenschmerzen werden von vielen Patienten nicht mit einer möglichen Wirbelfraktur, sondern mit einer "natürlichen" Begleiterscheinung der bekannten Osteoporose in Verbindung gebracht.
Schmerzen nach osteoporotischen Wirbelfrakturen
Osteoporotische Wirbelfrakturen sind die für eine vorliegende, schwere Osteoporose typischen Brüche der Wirbelkörper. Sie sind, wie bereits erwähnt, eine häufige Ursache insbesondere für Rückenschmerzen.
Neben solchen Wirbelfrakturen können aber auch Fehlstellungen oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule und Bandscheibenerkrankungen an der Entstehung vonRückenschmerzen beteiligt sein. Durch die Kompression von Nervenwurzeln können zusätzlich zu den Rückenschmerzen auch neurologische Symptome auftreten.
Schmerzen nach Frakturen der Extremitäten
Bei Stürzen treten bei Osteoporosepatienten gerne folgende Knochenbrüche auf:
- Femurfrakturen (Brüche des Oberschenkels)
- Humerusfrakturen (Brüche des Oberarms)
- Radiusfrakturen (Brüche der Speiche am Unterarm)
Nach der Behandlung osteoporotischer Frakturen treten häufiger Komplikationen auf als nach der Versorgung von Frakturen anderer Genese. Zu diesen beinahe typischen Komplikationen zählen auch Schmerzen.
Häufige Gründe für die postoperativen Schmerzen sind Fehlstatik, Fehlhaltung oder Funktionsstörungen der beteiligten Muskeln und Gelenke. Kompliziert wird die Situation, wenn andere Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Arthrose, Arthritis etc. vorliegen und die Schmerausprägung verändern oder verstärken.
Akuter Schmerz nach Frakturen
Eine Schmerztherapie in der Akutphase nach einer osteoporotischen Fraktur hat als Ziel:
- die subjektive Schmerzreduktion
- die frühzeitige Mobilisierbarkeit der Patienten zur Vermeidung weiterer Immobilisation mit den bekannten negativen Folgen für die Funktion des Bewegungsapparates im Bereich der Fraktur
Es dauert etwa 3 Monate, bis der Schmerz nach osteoporotischen Frakturen nachlässt und die durch den Bruch entstandenen Fragmente des Knochens stabilisiert sind. Nach ungefähr einem Jahr sollte der knöcherne Knochenaufbau abgeschlossen sein.
Im Anschluss an die Akutphase ist eine weitere Mobilisierung durch eine aktive Physiotherapie vorgesehen, die eine pharmakologische Schmerztherapie in vielen Fällen reduzieren kann.
Ziele der Physiotherapie sind:
- Die Muskelkräftigung durch niedrig dosiertes Krafttraining
- Die Verbesserung der Koordination zur Sturzvermeidung
Chronischer Schmerz nach Frakturen
Chronische Schmerzen haben ihre Ursache meist in einer veränderten mechanischen Belastung des Skeletts nach Frakturen, die zur Überlastung von Muskeln, Bändern und Gelenken führt.
Ziele der Therapie chronischer Schmerzen sind die Prävention weiterer Frakturen und die Erhöhung der Lebensqualität. Letzteres erfolgt überwiegend durch eine Verbesserung bzw. Stabilisierung der körperlichen Funktionsfähigkeit im Alltag, d.h. bei Aktivitäten des täglichen Lebens.
Die typischen Probleme der Patienten mit chronischen Schmerzen ergeben sich aus der eingeschränkten körperlichen Mobilität und dem Funktionsverlust beispielsweise der Extremitäten, der in vielen Fällen mit Schmerzen verbunden ist.