15.03.10
Endoprothetisch versorgtes Sprunggelenk (Bildquelle: The Hampshire Foot and Ankle Centre)
Endoprothetisch versorgtes Sprunggelenk (Bildquelle: The Hampshire Foot and Ankle Centre)

Das Sprunggelenk
Das Sprunggelenk ist die gelenkige, bewegliche Verbindung zwischen Fuß und Unterschenkel. Es ist der Garant für den aufrechten Gang und das normale Gangbild. Aufgrund des auf ihm lastenden Körpergewichts, muss es die größte Belastung aller Gelenke aushalten. Bedingt durch die beim Gehen sich entwickelnden Kräfte und Beschleunigungen, kann die Belastung bis zum Siebenfachen des Körpergewichts betragen.

Das Sprunggelenk besteht aus zwei Etagen oder Teilgelenken. Man unterscheidet das obere Sprunggelenk (OSG) und das untere Sprunggelenk (USG).

Das obere Sprunggelenk (OSG) besteht aus drei Knochen: Dem Sprungbein (Talus) des Fußes und den beiden Unterschenkelknochen Wadenbein (Fibula) und Schienbein (Tibia). Das Wadenbein und das Schienbein bilden eine Gabel (die Malleolengabel), in die das Sprungbein des Fußes beweglich eingelagert ist. Das obere Sprunggelenk ist für das Heben und Senken des Fußes, für den Abrollvorgang beim Gehen und das Abstoßen beim Springen zuständig.

Das untere Sprunggelenk (USG) setzt sich aus weiteren zwei Teilgelenken zusammen, die verschiedene Fußwurzelknochen beweglich untereinander verbinden. Das untere Sprunggelenk erlaubt das seitliche Kippen des Fußes (Pronation und Supination).

Eine Sprunggelenksarthrose kann sowohl das obere als auch das untere Sprunggelenk betreffen: Häufiger und volkswirtschaftlich bedeutender ist jedoch die Arthrose des oberen Sprunggelenks.

Die Entstehung der Sprunggelenksarthrose

Sprunggelenksarthrosen sind meist sekundäre Arthrosen. Man spricht von sekundären Arthrosen, wenn sich eine Ursache für die Entstehung einer Arthrose nachweisen lässt. Sekundäre Arthrosen werden von primären Arthrosen abgegrenzt, wo sich keine primäre Ursache finden lässt. In mehr als 90% der Sprunggelenksarthrosen lässt sich eine Ursache identifizieren. Es sind fast ausschließlich Spätfolgen nach Verletzung, seltener nach Entzündung. Andere möglichen Ursachen sind Rheumaerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen wie die Gicht. Auch das häufige Tragen von hochhackigen Schuhe kann eine Ursache sein.

Typische Verletzungen sind Außenknöchelbrüche oder wiederholte Bänderrisse, die das Gelenk instabil machen. Sportarten, die gehäuft mit „Arthrose bildenden“ Verletzungen des Sprunggelenks einhergehen, sind Skateboard fahren und Hallensportarten wie Basketball, Handball, Volleyball und natürlich Fußball. Bei 15 Prozent der Verletzungen am oberen Sprunggelenk kommt es zu Spätschäden, meist in Form der genannten Sprunggelenksarthrose. Sprunggelenks-Verletzungen sollten daher nie als Bagatellverletzungen abgetan werden, sondern konsequent behandelt werden.

Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung nimmt die Häufigkeit von Arthroseerkrankungen am Sprunggelenk zahlenmäßig weiter zu.

Verlauf und Symptome der Sprunggelenksarthrose
Wie bei den Arthrosen andere Gelenke auch, handelt es sich bei der Arthrose des Sprunggelenks um eine Verschleißerkrankung des Gelenks mit Schädigung des Knorpels, der Entwicklung von knöchernen Ausziehungen (Osteophyten), welche die Beweglichkeit im Gelenk erheblich behindern können und Veränderungen des Knochens, der den Knorpel trägt.

Die Arthrose des Sprunggelenks bleibt lange klinisch stumm, d.h. sie verläuft anfänglich ohne Symptome und Beschwerden. Oft wird sie deshalb in keinem Zusammenhang mit einer weit zurückliegenden Verletzung gebracht. Erst allmählich treten Anlauf- und Belastungsschmerzen auf. Typisch ist eine Abrollhemmung, die in Spätstadien mit vollständiger Gelenksteife und permanenten Schmerzen verknüpft sein kann. Die schmerzbedingte Schonung des Fußes führt zu dem sog. Entlastungshinken. Ansonsten fallen Patienten im Spätstadium durch die typische Spitzfußstellung auf.

Diagnose der Sprunggelenksarthrose
Als diagnostische Maßnahmen sind eine ausführliche Anamnese mit körperlicher Untersuchung und Röntgenaufnahmen meist ausreichend.

Therapie der Sprunggelenksarthrose
Therapeutisch werden neben Abrollhilfen unter dem Schuh, Einlagen und Pufferabsätzen auch Knöchelbandagen verschrieben und eingesetzt. In schweren Fällen war bisher eine Versteifungsoperation (Arthrodese) Mittel der Wahl. Die Arthrodese als operativer Eingriff dient bei schwerer Arthrose vor allem zur Schmerzlinderung. Im Rahmen des operativen Eingriffs wird die Bewegungsfähigkeit des Gelenks komplett unterbunden und meist mit Schrauben fixiert.

Zunehmend wird die Versteifung des oberen Sprunggelenkes aber durch Sprunggelenksprothesen verdrängt. Die bessere Funktion ist ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung. Die Außerdem ist seit vielen Jahren bekannt, dass es nach der Versteifung (Arthrodese) von Gelenken mit einem großen Bewegungsspiel Folgeschäden gibt. Nicht selten entwickeln die benachbarten Gelenke sog. Begleitarthrosen. Mit einer Sprunggelenksprothese ist gehen, wandern, Skilanglaufen und arbeiten wieder möglich.

Von einem Sprunggelenkersatz mit einer modernen Sprunggelenksprothese profitieren besonders Patienten mit einer Arthrose des oberen Sprunggelenkes. Vor dem operativen Einsatz sollten jedoch die konservativen Therapiemöglichkeiten wie Medikamente oder begleitende physiotherapeutische Maßnahmen ausgeschöpft sein.

Für welche Patienten kommt ein Sprunggelenksersatz in Frage?

Günstige Voraussetzungen für einen künstlichen Ersatz des Sprunggelenkes sind neben den anatomischen Voraussetzungen wie gute Knochensubstanz, guter Gefäßstatus des Beines und intakten Bändern auch eine noch gut erhaltene Gelenkbeweglichkeit des unteren Sprunggelenkes. Patienten, die einen Sprunggelenksersatz in Erwägung ziehen, sollten auch nicht zu hohe Bewegungsanforderungen an das Sprunggelenk haben.

Ausschlusskriterien können sein:

  • Hohes Körpergewicht
  • Hohe körperliche Aktivität
  • Zurückliegende Gelenkinfektion des Sprunggelenkes
  • Osteoporose
  • Diabetes mellitus
  • Hoher Nikotinabusus

Auch von der Norm abweichende Belastungsachsen oder Fehlstellungen und Instabilitäten in beiden Sprunggelenken können die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche endoprothetische Versorgung mindern.

Wie lange hält der prothetische Sprunggelenksersatz?

Über 14 Jahre lang gesehen, halten 75 Prozent der eingesetzten Gelenke; auf einen Zeitraum von sieben Jahren betrachtet, sind es sogar 93 Prozent. Problematische Prothesen können gewechselt werden.

Legende zum Röntgenbild

  1. Fibula (Wadenbein)
  2. Tibia (Schienbein)
  3. Talus (Sprungbein)
  4. Calcaneus (Fersenbein)
  5. Kahnbein (os naviculare)
  6. Mittelfußknochen