29.08.09
Die Sonne ist ein wichtiger Vitamin D Lieferant
Die Sonne ist ein wichtiger Vitamin D Lieferant

Vitamin D wird auch als  das „Sonnenvitamin“  oder als das „in das Reagenzglas gebannte Sonnenlicht“ bezeichnet. Richtig an diesen Bezeichnungen ist aber allenfalls der Hinweis auf die enge Beziehung des Vitamin D zur Sonne. Falsch ist jedoch die Bezeichnung „Vitamin“. Genau genommen  ist der Wirkstoff, den wir Vitamin D nennen,  nämlich ein Hormon oder genauer eine Hormonvorstufe, ein sog. Prohormon.

Laut gängiger Definition sind Vitamine Substanzen, die der Körper selbst nicht herstellen kann, die er aber zum Leben benötigt und die ihm daher zugeführt werden müssen. Alle chemischen Vorstufen des sogenannten Vitamin D werden aber entgegen der Definition  im Körper selbst hergestellt um anschließend durch den UV-Anteil des Sonnenlichts und andere Enzyme  in die wirksamen Endstufen umgewandelt zu werden.

Vitamin D ist ein Sammelbegriff für mehrere Verbindungen. Zwei davon sind für den Menschen besonders wichtig: Vitamin D2 und Vitamin D3. Sie wirken im Körper als Hormone. Hormone sind definitionsgemäß körpereigene, meist von Drüsen gebildete und ins Blut abgegebene Wirkstoffe (Botenstoffe), der in charakteristischer Weise den Stoffwechsel eines bestimmten Erfolgsorganes beeinflussen.

Wie entsteht das Vitamin D, das unser Körper braucht?
Der Körper kann Vitamin D  zwar aus Cholesterin selbst herstellen, braucht dazu aber die UV-Strahlung der Sonne. Ort der Umwandlung von Cholesterin zu Vitamin D ist die Haut, da sie in großer Menge UV-Licht resorbieren kann. Bei ausreichender Sonnenbestrahlung bildet die Haut Vitamin D in einer Menge, die den Bedarf des Körpers deckt. Das so entstandene Vitamin D ist die Vorstufe (Provitamin) für eine ganze Reihe von Hormonen, die unter dem Einfluss anderer Hormone wie z.B. dem Parathormon in der Niere oder der Leber entsprechend dem Bedarf entstehen.

Gibt es neben der Eigensynthese in der Haut andere Quellen für Vitamin D ?
Voraussetzung für einen ausreichenden Vitamin D Haushalt ist aber eine ausreichende Bestrahlung der Haut mit UV-Licht. Ist diese nicht gegeben, kann oder muss Vitamin D über die Nahrung bzw. Medikamente zugeführt werden.

Zu den wichtigsten natürlichen Vitamin-D-Lieferanten gehören Fettfische, Milch, Butter und Eier. Der hohe Anteil an Vitamin D in Fisch und Lebertran sichert den Menschen in den sonnenarmen Gegenden der Arktis das Überleben. Auch künstlich hergestellte Vitamin-D-Präparate können bei Stoffwechselstörungen die  Vitamin-D-Versorgung verbessern. Täglich sollten etwa 1.000 Einheiten eingenommen werden. Genauere Informationen zum Vitamin-D Gehalt in der Nahrung erhalten Sie in der Osteoporosesprechstunde bei Ihrem Orthopäden.

Warum ist die die Eigensynthese von Vitamin D in der Haut oft nicht ausreichend?

Diese Vermutung ist strittig. Normalerweise wäre die tägliche UV-Belastung für die Versorgung mit Vitamin D ausreichend, hätte die Entwicklung moderner Industriegesellschaften nicht zu Lichtmangel geführt (Werkhallen, Bürogebäude, Fensterverglasung etc.).  Das Entstehen einer Freizeitgesellschaft und der Kult des „Sonnenanbetens“ haben diese Entwicklung aber wieder kompensiert. Allerdings können moderne Sonnencremes die nötige UV-Strahlung reduzieren. Auch für „Stubenhocker“ kann fehlende Sonneneinwirkung problematisch werden. Als einfache Faustregel kann aber gelten, dass etwa 20 bis 30  Minuten Sonne bei einem Spaziergang, bei der Gartenarbeit oder bei dem täglichen Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad oder zu Fuß ausreichend sind. Exzessive Sonnenbäder sind nicht nötig.

In der sonnenarmen Jahreszeit kann dem Körper das Vitamin auch durch die Nahrung zugeführt werden. In einigen (vor allem sonnenarmen) Ländern ist man dazu übergegangen, Grundnahrungsmittel wie etwa Milch mit Vitamin D anzureichern. Säuglinge und Kleinkinder erhalten auch in Deutschland zusätzliche  Vitamin-D-Präparate.

Welche Rolle spielt das Vitamin D im Knochenstoffwechsel?
Zunächst bindet sich das unter UV-Einfluss entstandene Vitamin D  im Blut an Eiweiß und gelangt so zur Leber. Dort wird es  in eine weitere Vorstufe namens Calcidiol umgewandelt. Mit Hilfe von Parathormon aus der Nebenschilddrüse und anderer  Enzyme wird Calcidiol in der Niere zu Calcitriol, das eigentlich wirksame Vitamin D3 umgewandelt. Dieses Vitamin D3 bestimmt den Kalziumhaushalt ganz entscheidend mit. Und weil Kalzium ein wichtiger Baustein für den Knochenaufbau ist, bestimmt es auch den Knochenaufbau mit.

Das Vitamin D3 ist für den Einbau von Kalzium in die Knochen, und damit für die Stabilität der Knochen verantwortlich. Es bewirkt  zusätzlich, dass das Kalzium aus der Nahrung besser genutzt wird und gleichzeitig weniger Kalzium über den Urin verloren geht.

Wie äußert sich ein Vitamin D Mangel bei Betroffenen?
Entdeckt wurde die Bedeutung und die Wirkung von Vitamin D gegen Ende des 19. Jahrhunderts als man untersuchte, warum gerade englische Kinder, die man traditionell vor „zu viel Sonne“ schützte so häufig an Rachitis, der „englischen Krankheit“ erkrankten.  Rachitis ist eine Krankheit, die aufgrund einer unzureichende Mineralisierung der Knochensubstanz zu schweren Deformitäten des Skeletts und damit einhergehenden Behinderungen führen kann.

Erst in den letzten Jahrzehnten  wurde aber zunehmend erkannt, mit welchen Zivilisationskrankheiten (außer der Rachitis und Osteomalazie) der Lichtmangel der modernen Gesellschaften einhergeht. Vor allem erhöht sich bei zu wenig Vitamin D das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Ein Defizit an Vitamin D hat aber für die Betroffenen noch weitere Konsequenzen. Dazu zählen Muskelschwäche, allgemeine Schwäche, Fallneigung, Schlafstörungen und eventuell sogar Depressionen. Auch das Immunsystem braucht aus-reichend Vitamin D für eine gute Infektabwehr. Selbst die Bauchspeicheldrüse braucht genügend Vitamin D, um optimal Insulin produzieren zu können.

Welche Ursachen hat ein Vitamin D Mangel?

Hauptursachen sind sicherlich Lichtmangel im Sinne von fehlender Sonne (moderne Doppelverglasung!) und nicht ausreichende Zufuhr über die Nahrung (zu wenig Fisch oder Lebertran).  Andere Ursachen sind beispielsweise bestimmte Leber- oder Nierenerkrankungen, bei denen aus der Hormonvorstufe keine wirksamen Endstufen mehr gebildet werden können.

Wo erfahre ich, ob ich betroffen bin?
Der Vitamin D Spiegel ihres Blutes kann labormedizinisch bestimmt werden. Bei Verdacht auf Osteoporose gehört diese Bestimmung zum Routineprogramm. Ob diese Untersuchung sinnvoll  ist, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt entscheiden, der Sie auch gerne über die verschiedenen Möglichkeiten der Nahrungsumstellung oder über andere Therapieformen informiert.

Kann Vitamin D überdosiert werden?
Vitamin D ist fettlöslich und wird daher nicht über die Niere ausgeschieden, sondern speichert sich in den Geweben ab. Vitamin-D-Präparate können so zu einer Überversorgung führen und sollten daher nur nach Rücksprache mit einem Arzt genommen werden. Zu viel Vitamin D kann schwere Schäden verursachen wie Calcium-Ablagerungen in der Niere, Herz, Lunge und den Gefäßen.