20.07.09
Intraartikuläre Applikation
Intraartikuläre Applikation

Hyaluronsäure ist nicht nur der Hauptbestandteil der Synovia (Gelenkflüssigkei), sondern kommt auch in großem Umfang im Gelenkknorpel selber vor. Die herausragende Eigenschaft der Säure ist, dass sie nicht nur flüssig sondern auch sehr viskös ist. Die Viskosität oder „Zähflüssigkeit“ bezeichnet das Fließverhalten einer Flüssigkeit. Insgesamt erinnert das Fließverhalten der menschlichen Hyaluronsäure her an Honig als an Wasser.

Diese Zähflüssigkeit ist für die Funktion eines Gelenks von großer Bedeutung. Sie verhindert, dass die Gelenkflüssigkeit bei Gelenkbewegungen aus dem Gelenkspalt herausgequetscht wird und der Schmierfilm abbricht. Ein oft bemühtes Beispiel vergleicht die Bedeutung der Hyaluronsäure für das Gelenk mit der Bedeutung des Motorenöls für Ihr Auto, dessen Qualität sich ebenfalls aus den Angaben zur Viskosität, den SAE Werten, ablesen lässt.

Die Hyaluronsäure besitzt aber noch eine weitere Eigenschaft, mit der sie sich das Prädikat „biologisches Wunderwerk der Mechanik“ verdient. Diese Eigenschaft trägt den komplizierten Namen  "Thixotropie". Er bedeutet, dass sich die die Fließeigenschaften der Hyaluronsäure in Abhängigkeit von der Beanspruchung ändern.

Für die Funktion eines Gelenks ist die "Thixotropie" von entscheidender Bedeutung. Sie bewirkt, dass die Viskosität bei schnellen Gelenkbewegungen sinkt. Dadurch kann der „Schmierfilm“ den Bewegungen folgen. In einem unbewegten Gelenk erhöht sich die Viskosität der Hyaluronsäure. Das gewährleistet, dass selbst bei hohem Druck die Gelenkflüssigkeit nicht aus dem Gelenk herausgepresst wird und die Gelenkflächen somit nicht aufeinander zu liegen kommen. Gleichzeitig passt sich die Hyaluronsäure bei allen Bewegungen optimal der welligen und hügeligen Oberflächenstruktur des Knorpels an.

Vereinfacht kann man sagen, dass die Gelenkflüssigkeit umso visköser  und zähflüssiger wird, je weniger und je langsamer das Gelenk belastet wird. Sie wird umso flüssiger je schneller das Gelenk bewegt wird. In keinem Fall verliert sie trotz der sich wandelnden Eigenschaften die Haftung an den Knorpel.

Was sich so einfach anhört ist in Wahrheit äußerst komplex und für sonstige „Schmieröle“ nicht selbstverständlich. Diese enorme Flexibilität und Anpassungsfähigkeit machen die Hyaluronsäure zu einem wahren Multitalent und zu einer der aufregendsten Substanzen in unserem Organismus.

Die beschriebenen Eigenschaften verdankt die Hyaluronsäure ihrer molekularen Struktur. Sie besteht aus langen, in sich gefalteten und miteinander vernetzten Molekülketten. Man spricht von einer „hochmolekularen“ Struktur.

Der Verlust von Gelenkflüssigkeit führt zur Knorpelabrieb und schmerzhaften Gelenkschäden. Daher wurde bereits sehr früh versucht, die fehlende körpereigene Hyaluronsäure durch fremde Hyaluronsäure zu ersetzen. Die ersten Versuche waren unbefriedigend, da keine hochmolekulare Hyaluronsäure zur Verfügung stand und man sich mit sogenannten niedermolekularen Substanzen zufrieden geben musste, die keine optimalen Fließeigenschaften aufwiesen.

Heute ist die künstliche  Synthese von hochmolekularen Substanzen möglich. Sie entsprechen in ihren biochemischen und mechanischen Eigenschaften weitgehend der menschlichen Hyaluronsäure.

Ein weiterer beachtlicher Durchbruch gelang mit der fermentativen Herstellung von Hyaluronsäure. Mit diesem Produktionsverfahren werden Präparate entwickelt, die keine tierischen Eiweiße enthalten. Dadurch wird zusätzlich erreicht, dass bei der ordnungsgemäßen Anwendung allergische Reaktionen ausgeschlossen werden können.
Für viele Patienten mit Arthrose ist heute die intraartikuläre Injektion von Hyaluronsäure (Einspritzung in das Gelenk) dank solcher Präparate eine Erfolg versprechende Therapiemaßnahme.