06.11.11

Nach Aussage des Sportorthopäden Dr. Nikolaus Streich, ist eine sportliche Betätigung grundsätzlich zu befürworten. Das ist auch insofern von Bedeutung, als dass zunehmend jüngere Patienten mit einer Total-Endoprothese (TEP) versorgt werden, und ältere Patienten mit einem Gelenkersatz nicht auf ihren Sport verzichten wollen.

Dem Beginn oder der Wiederaufnahme einer sportlichen Tätigkeit sollte aber immer eine "sehr individuelle" ärztliche Beratung vorausgehen, da auch der verwendete Prothesentyp bei der Auswahl der möglichen sportlichen Tätigkeit eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. So gilt beispielsweise auch, dass Hüft-TEPs stärker belastbar sind als Knie-Endoprothesen.

Nicht nur als Faustregel, sondern auch als therapeutische Option sollte immer oder wenigstens das in der Reha begonnene Krafttraining fortgesetzt werden.

Gründe für den Sport

  • Funktionsverbesserung des betroffenen Gelenks durch Muskelaufbau
  • Verbesserung von Koordination und Gangbild
  • Psychosoziale Faktoren (z.B. Akzeptanz im Freundes- und Kollegenkreis)
  • Abbau von Ängsten, die Endoprothese und die Lebensveränderungen betreffend

Argumente gegen den Sport

  • Luxationsgefahr der Endoprothese (Auskugelung, Trennung von Kopf und Pfanne)
  • Erhöhte Abriebgefahr
  • Lockerungsrisiko durch Knochenumbauvorgänge im Implantatlager
  • Unerwünschte Reaktionen des Knochengewebes auf das Fremdmaterial

Diese Gegenargumente werden häufig zitiert, sind aber noch nicht hinreichend wissenschaftlich untersucht. Es gibt praktisch keinen Beweis dafür, dass das Lockerungsrisiko durch Sport erhöht wird. Im Gegenteil seien erfahrungsgemäß Wechseloperationen bei Sportlern eher selten durch eine Verbesserung der Knochenlagerung und –dichte, so der Heidelberger Arzt Dr. Nikolaus Streich.

Wann kann mit dem Sport begonnen werden?

  • Frühestens 6 bis 9 Monate nach der Operation
  • Das Implantat muss  stabil verankert sein
  • Kein Ruhe- und oder Belastungsschmerz
  • Ausreichender Bewegungsumfang des Gelenks
  • Adäquate Muskelfunktion
  • Ausschluss anderer Erkrankungen, die die Möglichkeit auf sportliche Betätigung ausschließen (z.B. Herz- Kreislauf- Erkrankungen)

Empfohlene Sportarten

  • Schwimmen und Aquajogging
  • Radfahren
  • Individuell angepasste Gymnastik
  • Wandern und Walking

Weniger geeignete Sportarten

  • Skilanglauf
  • Golf
  • Tennis
  • Tischtennis
  • Kegeln
  • Reiten

Generell zu vermeidende Bewegungsabläufe

  • Hohe Belastungsspitzen (z.B. beim Springen)
  • Kreuzen oder Scheren der Beine
  • Joggen (wegen der axialen Stauchungsbelastung)

Quellen:
Ingeborg Bördlein
Beweise, dass Sport Endoprothesen lockert