29.04.13
Ausrenkung des Hüftgelenks. Prothesenkopf und Prothesenpfanne sind getrennt.

Gelenkersatzoperationen sind Eingriffe, die mit einem für den Patienten überschaubaren Aufwand einhergehen. Komplikationen sind selten. Treten sie dennoch ein, können sie die Rehabilitation verzögern oder weitere operative Eingriffe für den Patienten zur Folge haben. Langfristig führen solche Verzögerungen aber nicht zwangsläufig zu einem schlechteren Operationsergebnis.

Einteilung der Komplikationen
Komplikationen nach einem Gelenkersatz lassen sich in zwei Gruppen gliedern: Allgemeine und spezifische Komplikationen. 
 
Zu den allgemeinen Komplikationen zählen alle Ereignisse, wie sie nach jedem operativen Eingriff auftreten können. Hierzu zählen beispielsweise Thrombosen (Blutgerinnsel), Verschluss einer Lungenarterie durch eingeschwemmte Thrombusfragmente  (Embolie), Wundheilungsstörung, Blutergüsse offene Hautstellen, übermäßige Narbenbildung oder Entzündungen.
 
Spezifische Komplikationen betreffen das Implantat oder das zu versorgende Gelenk.  Dabei existieren hinsichtlich Häufigkeit und Art der Komplikation deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Gelenken.
 
Beispiele für Komplikationen am Hüftgelenk
  • Ausrenkung (Auskugelung, Luxation)
Die Ausrenkung des neuen Gelenks nach der Operation ist die häufigste Komplikation bei einem Hüftgelenkersatz. Dabei gleitet der Prothesenkopf dauerhaft aus der Gelenkpfanne. Diese Trennung von Gelenkkopf und Gelenkpfanne entspricht der Definition einer Ausrenkung (Luxation). Gleitet der Gelenkkopf nur unter Überdehnung der Bänder nur kurz aus der Pfanne um gleich wieder einzurenken, spricht man bei gesunden Gelenken von einer Verstauchung oder Distorsion.
 
Das künstliche Hüftgelenk wird nur durch die Stellung der Prothesenteile zueinander und durch die Muskelspannung zusammengehalten. Wenn der Patient das Gelenk außerhalb des dafür vorgesehenen Bewegungsumfangs bringt, kann es zu der meist sehr schmerzhaften Ausrenkung kommen. Das Gelenk muss dann –wie ein gesundes, ausgerenkte Gelenk auch - unverzüglich unter ausreichender Schmerzstillung oder in Kurznarkose wieder eingerichtet werden. Wiederholt sich die Ausrenkung häufiger, müssen die Prothesenkomponenten operativ korrigiert werden.
  • Infektion
Die zweithäufigste Komplikation ist eine frühe oder späte Infektion (Früh- oder Spätinfekt). Sie entsteht, wenn während der Operation oder kurz danach Krankheitskeime in die Wunde eindringen.
Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, kann die Wunde operativ gründlich gesäubert und die nicht knochengebundenen Prothesenkomponenten können gewechselt werden. Die Entzündung kann dann, eventuell unter hochdosierter Antibiotikatherapie  abklingen. Hält die Infektion aber über mehrere Monate an, muss die gesamte Prothese ausgewechselt werde. Eine neue Prothese wird- in Abhängigkeit vom Zustand der Wunde - in der gleichen Sitzung oder erst nach kompletter Ausheilung in einer zweiten Sitzung eingebaut. 
 
Wichtig ist es, eine Entzündung früh zu erkennen. Heilt der Infekt aus, ist die Langlebigkeit der Prothese nicht gefährdet.
  • Knochenbrüche
Knochenbrüche am Oberschenkel können bereits während der Operation passieren, wenn der Prothesenschaft in den Knochen eingebracht wird. Meistens sind sie aber Folgen eines Sturzes. Bricht der Knochen während der Operation, reicht es meistens, ihn mit Hilfe von Drahtbändern zu stabilisieren. Die Betroffenen müssen dann das operierte Bein über mehrere Wochen an Gehstützen entlasten. Die Rehabilitation verzögert sich entsprechend. Bei ausgedehnteren Brüchen kommen verschiedene Osteosyntheseverfahren und längere Prothesenschäfte zum Einsatz. Osteosynthese ist die operative Versorgung von Knochenbrüchen und anderen Knochenverletzungen mit eingebrachtem Fremdmaterial (z.B. Platten, Nägel oder Schrauben). Ziel der Osteosynthese ist es, die zueinander gehörigen Knochenbruchstücke zu fixieren und  zu stabilisieren, bis der Bruch verheilt ist.